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Leichengift

Leichengift

Seit Jahrtausenden sind der Tod und seine Folgen mit vielerlei Mythen behaftet. So gibt es wundersame Geschichten, dass zum Beispiel ein ermordeter Mensch bei der Berührung durch seinen Mörder wieder anfinge zu bluten und ihn so eindeutig überführen könne. Auch ginge der Geist eines ermordeten Menschen nach dem Tode um, da es ihm verwehrt sei, die ewige Ruhe zu finden.

Und auch im Zusammenhang mit Leichen haben sich viele Mythen gebildet. Der heute so beliebte Vampirmythos ist einer von ihnen; die moderne Wissenschaft vermutet, dass es sich bei den so genannten Vampiren um lebendig begrabene Scheintote gehandelt hat. Ein weiterer Mythos, der sich hartnäckig bis in die heutigen Zeiten hält, ist der, dass Leichen ein so genanntes Leichengift enthalten, welches tödliche Wirkungen zeigen soll. Aus diesem Grund haben viele Angehörige auch Angst vor einer Aufbahrung. Das ist eigentlich schade, denn so war es unseren Vorfahren möglich, sich in Ruhe von ihren Verstorbenen zu verabschieden.

Entstehung eines Mythos

In früheren Zeiten haben die Menschen oft festgestellt, dass nach einem Massensterben viele Menschen, die mit der Entsorgung der Leichen beauftragt waren, selber kurze Zeit danach verstarben. Daraus folgerten sie, dass offensichtlich die Leichen eine Art Leichengift produzieren müssten.

Auch in Krankenhäusern vergangener Zeiten stellte man fest, dass Ärzte, die von einer Obduktion einer Leiche zu einer Operation überwechselten, nach dem damaligen Wissensstand offensichtlich das Leichengift auf die zu operierenden Menschen übertrugen. Denn sehr oft kam es vor, dass diese operierten Menschen selbst bei leichten Operationen verstarben.

Es gelang zwar nie, dieses Leichengift zu isolieren, dennoch hielt sich der Glaube daran hartnäckig. So sollten auch durch Leichen die Brunnen eines Feindes vergiftet worden sein, denn nachdem man etliche Leichen in einen Brunnen geworfen hatte, starben viele Menschen, wenn sie dieses Brunnenwasser tranken.

Die erste Widerlegung durch Dr. Ignaz Semmelweis

Dr. Ignaz Semmelweis fällt der Verdienst zu, als einer der ersten mit dem Mythos des Leichengiftes aufgeräumt zu haben. Ihm fiel auf, dass Ärzte direkt nach Obduktionen zu Entbindungen gingen, ohne sich zwischendurch die Hände zu waschen oder die Kleidung zu wechseln.

Solcher Art betreute Frauen verstarben überdurchschnittlich häufig am so genannten Kindbettfieber, welches durch eine Infektion verursacht wird. Dr. Semmelweis legte daraufhin die Theorie vom Leichengift ad acta und bestand auf einer besseren Hygiene der behandelnden Ärzte. Und in der Tat konnten dadurch die Sterbefälle im Kindbett und bei Operationen drastisch gesenkt werden.

Heutiger Stand der Erkenntnis zum Leichengift

Mit dem Wort Leichengift werden heutzutage bestimmte Stoffe, die so genannten Ptomaine, bezeichnet, die bei der Zersetzung von Eiweißen durch Mikroben entstehen. Allerdings sind diese Stoffe nicht giftig, sondern sie sind nur für den unangenehmen Geruch verwesender Leichen verantwortlich.

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