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Freitod

Freitod

Seit Jahrhunderten diskutieren Theologen und Philosophen die Frage, ob der Mensch das moralische Recht hat, seinem Leben durch einen Freitod ein Ende zu setzen. Die Antworten dazu sind sehr unterschiedlich und stark von den kulturellen Werten und Gepflogenheiten geprägt.

Der Freitod aus religiöser Sicht

Die großen Weltreligionen nehmen zum Freitod sehr unterschiedlich Stellung. Im Christentum und christlichen Glaubensumfeld wird er seit Jahrhunderten als eine große Sünde abgelehnt, da Gott das Leben geschenkt hat und der Mensch es nicht willkürlich nehmen darf. Folgerichtig durften lange Zeit Selbstmörder nicht in geweihter Erde bestattet werden und mussten mit einem Platz jenseits der Friedhofsmauer vorlieb nehmen. Für Christen galt also das Tabuthema Suizid als große Sünde.

Andere Religionen wie der Islam und das Judentum lehnen zwar den Selbstmord grundsätzlich ab, halten aber einen Freitod in bestimmten Umständen sogar für begrüßenswert, wenn dadurch zum Beispiel die Verletzung religiöser Gebote abgewendet werden kann oder er dem Kampf gegen Ungläubige dient.

Hinduismus und Buddhismus sehen dagegen den Freitod als zulässige Wahl des Menschen an, der allerdings bestimmten Gründen und Regeln unterliegt. So gilt es im Hinduismus als sehr verdienstvoll, wenn sich Pilger zur Steigerung der Frömmigkeit bei religiösen Festen selbst entleiben oder die Witwe sich mit ihrem verstorbenen Gatten verbrennen lässt, was einer Selbsttötung gleichkommt   – eine Praxis, die zwar mittlerweile offiziell verboten ist, aber immer noch praktiziert wird.

Der Freitod aus philosophischer Sicht

Auch unter den Philosophen verschiedener Richtungen und Jahrhunderte wird der Freitod unterschiedlich betrachtet. So lehnten die großen Philosophen Kant und Schopenhauer das Recht des Menschen auf den Freitod kategorisch ab, viele griechische und römische Philosophen der Antike hingegen sahen darin unter bestimmten Umständen eine sehr ehrenvolle Tat.

Der moderne Humanismus vertritt meistens die Auffassung, dass der Mensch sein eigener Herr sei und somit nicht nur das Recht auf Leben, sondern auch das Recht auf den selbstbestimmten Tod habe. Die Ethik erfordert dabei allerdings, dass der Mensch bei seinem Freitod keine anderen Menschen schädigt oder mit in den Tod reißt, womit bestimmte Methoden der Selbsttötung wie zum Beispiel der Sturz von einer Autobahnbrücke automatisch ausgeschlossen werden.

Die Medizin lehnt den Freitod überwiegend ab, da sie davon ausgeht, dass ein Mensch mit dem Wunsch zum Selbstmord nicht gesund ist und deshalb von seiner Tat durch eine geeignete Behandlung abgebracht werden müsste.

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