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Trauerrituale im stillen Gedenken

Rituale begleiten die Menschen schon in den ersten Lebensjahren. Die abendliche Geschichte und das Zähneputzen wiederholen sich bei den Kleinen täglich und das gibt ihnen das Gefühl von Sicherheit. Später in Kindergarten und Schule gibt es ebenfalls feste Rituale im Alltag, die Stabilität vermitteln und auch die Erwachsenen haben viele Rituale, die im täglichen Leben eine große Rolle spielen. Sie entstehen aus verschiedenen Situationen heraus und manche sind zielgerichtet und sollen bei der Verarbeitung einer Veränderung helfen. Stirbt ein geliebter Mensch, entstehen in der ersten Zeit der Trauer oft Trauerrituale, die bei der Verarbeitung der Trauer helfen können.

 

Trauerrituale sind individuell

Allgemeine Trauerrituale wie das Anzünden einer Kerze sind für die meisten Trauernden ein fester Bestandteil ihres eigenen Rituals, doch für die eigene Trauer gibt es keine festen Vorschriften. Der regelmäßige Besuch auf dem Friedhof mit der Lieblingsblume des Verstorbenen kann ein Trauerritual sein, aber auch das Foto Zuhause, das regelmäßig mit einer brennenden Kerze geschmückt wird, ist das ein festes Ritual. Das allabendliche stumme Zwiegespräch mit dem Verstorbenen vor dem Einschlafen ist ebenfalls ein Trauerritual und manche Trauernde nutzen bestimmte Orte oder Tage um sie ihrer Trauer zu widmen. Trauerrituale sind so verschieden, wie die Menschen, die sie nutzen um ihrem Leben einen vertrauten Rahmen zu geben. Doch was erreichen die Menschen mit einem Trauerritual?

Trauerrituale sind Bausteine auf dem Weg des Lebens

Jeder Mensch verliert irgendwann einen geliebten Menschen und dann bekommt das Leben oft einen großen Riss in seiner bunten Leinwand. Der Verstorbene fehlt in jeder Lebenssituation und der Schmerz über den Verlust übertönt oft alle anderen Gefühle. Die bekannten, meist kirchlichen Trauerrituale sind ein bewährter Baustein für die Lebenden um Abschied zu nehmen, doch oft reichen diese allgemeinen Gesten nicht aus. Der Trauernde möchte sich nicht endgültig verabschieden und sucht in seinem Leben Möglichkeiten, den Verstorbenen einzubinden. Das Erinnerungsfoto auf dem Kamin ist da eine Möglichkeit, denn es dient als Gesicht für die stumme Zwiesprache mit dem Verstorbenen und auch einer seiner Lieblingsgegenstände kann Teil eines Trauerrituals werden. Die stetige Wiederholung eines Rituals, wie beispielsweise das Wünschen einer guten Nacht in Gedanken an den Verstorbenen, schafft Gleichmäßigkeit und damit Sicherheit. Die Sicherheit ging verloren, nachdem der Verstorbene aus der Mitte seiner Lieben gerissen wurde und die Trauernden versuchen nun, die Sicherheit in anderer Form zu erreichen. Der sonntägliche Besuch auf dem Friedhof kann als sich wiederholendes Ereignis Sicherheit bieten, aber auch das kleine Zwiegespräch morgens nach dem Zähneputzen kann diese Stabilität vermitteln. Trauerrituale sind also kleine Schritte des Weges, der Trauernde zurück in ein Leben mit einem festen, sicheren Rahmen führt.

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