Trauern zum endgültigen Abschied
Jeder Todesfall eines geliebten Menschen, sei er wegen eines schweren Leidens vorhersehbar oder plötzlich als Schicksalsschlag durch einen Unfall oder ähnliches eingetreten, ist erst einmal ein großer emotionaler Schock, der dann in Schmerz und Verzweiflung übergeht. Alle Normalität ist auf den Kopf gestellt und das Zusammenleben der Familie muss in aller Regel neu geordnet werden. Es entstehen zudem neue, schwer zu definierende Prioritäten.
Der Trauerprozess beginnt und ist allenfalls ein schrittweiser Abschied vom verstorbenen Menschen. Die Trauerbewältigung ist bei jedem Menschen individuell und kann daher auch sehr unterschiedlich lange dauern.
Inhaltsverzeichnis
Abschied in der ersten Trauerphase
Viele Psychologen und Experten teilen den Verlauf der Trauer in vier Phasen ein, die nacheinander durchlebt werden müssen. Die Dauer der einzelnen Phasen kann dabei sehr variieren, aber es sollten alle Phasen durchlebt werden, um den endgültigen Abschied vom verstorbenen Menschen zu vollziehen.
Die erste Phase ist die des Schocks, des Nicht-Begreifen-Wollens, der Verweigerung der Realität. Die Hinterbliebenen wollen den Tod des Angehörigen nicht wahrhaben, glauben, er käme jeden Moment zurück und befinden sich in einem Zustand der emotionalen Taubheit – sie können nicht weinen, sie empfinden keinen Schmerz. Der erste Schritt des Abschieds besteht darin, die Realität zu erkennen und zu akzeptieren, das dass Unfassbare geschehen ist.
Die zweite Trauerphase
Wenn der erste Schock vergangen ist, brechen all die schmerzhaften Gefühle auf, die der Verlust des geliebten Menschen verursacht. Trauer, Verzweiflung, Wut und Aggressionen, Hilflosigkeit und Leere, Schuld und ein schlechtes Gewissen, aber auch Erleichterung oder Dankbarkeit beuteln den Trauernden. Der Trauernde fühlt sich diesen emotionalen Achterbahnfahrten hilflos ausgeliefert und kann sie nicht kontrollieren. Es ist wichtig, diese schmerzhaften Emotionen zuzulassen und sie nicht zu verdrängen, damit der Verlust bewältigt werden kann und ein weiterer Abschiedsschritt getan wird.
Viele kleine Abschiede in der dritten Trauerphase
Diese Phase wird auch die Phase des Suchens und sich Trennens genannt. Ganz bewusst werden Spuren des verstorbenen Menschen gesucht, Erinnerungen an ihn herauf beschworen. Man schaut sich Fotos an, sucht bestimmte bedeutsame Plätze auf, liest noch einmal seine Briefe. Wieder brechen schmerzliche Emotionen auf, die aber kontrolliert werden können. Jede dieser Suchen-Handlungen bedeutet auch ein bewusstes sich Trennen – das Foto wird wieder weggelegt, der Ort verlassen, von dem man weiß, dass man ihn nie wieder gemeinsam mit dem Verstorbenen aufsuchen wird. Viele kleine Abschiede bereiten so auf den endgültigen Abschied vor.
Endgültiger Abschied in der vierten Trauerphase
Der Trauernde beginnt ein neues Leben ohne den Verstorbenen und sucht sich einen Platz, an dem er die Erinnerung an die verstorbene Person in liebevollen Ehren halten kann – aber der neue Lebensabschnitt wird ganz allein und neu gestaltet, ohne dass der verschiedene Mensch darin noch einen aktiven Platz hätte. Der Tote wird in der Erinnerung immer lebendig bleiben, aber man hat sich von ihm als Bestandteil des Lebens endgültig verabschiedet.