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Die Thora im Judentum

Die Thora im Judentum

Im Judentum hat das Wort Thora mehrere Bedeutungen in dieser Weltreligion. Im engen Sinne bezeichnet es das Kernstück der wichtigsten heiligen Schrift des mosaischen Glaubens, die fünf Bücher Mose, die er am Berg Sinai von Gott erhielt. Mit dem Wort Thora wird aber auch die liturgische Version dieser Bücher bezeichnet; das ist die Thorarolle, auf die von Hand die fünf Bücher Mose geschrieben wurden.

Zu der schriftlichen Thora kommt noch die ursprünglich mündlich überlieferte Thora, in der es um die Auslegung der heiligen Schrift geht. Diese Auslegungen und die Kommentare dazu wurden später schriftlich festgehalten und bilden als Talmud eine weitere wichtige religiöse Schrift. Diese Schriften zusammen bilden die Grundlage für die rabbinische Ausformung und Auslegung des Rechts und stellen einen Sitten- und Verhaltenskodex für die jüdischen Gläubigen dar.

Im erweiterten Sinne versteht man unter der Thora auch das sogenannte Tanach, welches zusätzlich zu den fünf Büchern Mose noch weitere Schriften und Bücher von Propheten enthält und in seinem Inhalt deckungsgleich mit dem christlichen Alten Testament ist.

Inhalte der Thora

Grundsätzlich erzählen die fünf Bücher Mose die Geschichte der Welt und des Volkes Israels. Am Anfang steht die Genesis, die die Schöpfung der Welt durch Gott schildert. Dann werden die Erschaffung des Menschen und die Entstehung des israelitischen Volkes über die Erzväter geschildert. Der Auszug aus der ägyptischen Gefangenschaft und der Abschluss des Bundes zwischen Gott und dem Volk Israel bilden einen wichtigen zentralen Teil.

Der Abschluss des Bundes mit Gott beinhaltet auch die Gesetze und Regeln, die Gott dabei seinem auserwählten Volk mitteilte. Diese Bestimmungen, Regeln und Vorschriften werden in der Thora sehr ausführlich dargestellt und bilden die Grundlage der religiösen Gesetzgebung.

Des Weiteren werden dann der Zug durch die Wüste und die Reise ins gelobte Land Kanaan erzählerisch geschildert. Im letzten Buch sind verschiedene Reden Moses enthalten, zudem Kommentare und Variationen zu verschiedenen Gesetzen und Regeln aus der Thora.

Bedeutung der Thora im Judentum

Die Thora wird von allen religiösen Ausformungen des Judentums unumstritten als die zentrale heilige Schrift anerkannt. Sie und die darin enthaltenen Regelungen bilden die Basis des rabbinischen Rechtswesens (die traditionelle Richtung zählt in der Thora 248 Gebote, 365 Verbote und 613 Vorschriften). Aus ihm leiten sich auch die jüdische Ethik, der Moralkodex sowie sittliche Vorschriften ab, die das Verhalten auch im profanen Leben stark prägen.

Diese Verbindlichkeit hat lange Zeit das jüdische Rechtssystem bestimmt und auch viele Rituale und Verhaltensweisen im Alltag bestimmt, wie bestimmte Speisevorschriften, die Einhaltung der Sabbatruhe oder die Stellung der Frau. Viele dieser Traditionen werden jedoch von modernen jüdischen Gläubigen in Frage gestellt, so dass eine Kluft zwischen orthodoxen und progressiven Juden entstanden ist.

Denn der Thora wird von der orthodoxen Richtung eine starke Verbindlichkeit zugeschrieben, die keine Veränderungen zulässt. Die orthodoxen Juden glauben, dass die Thora das Wort Gottes enthält und daher alle in der Thora beschriebenen Ereignisse als Tatsachen anzusehen seien, auch wenn diese mit modernen Erkenntnissen der Naturwissenschaft im Widerspruch stünden.

Das moderne Judentum betrachtet die Texte der Thora hingegen als göttlich inspiriert und eher als einen fortlaufenden Dialog Gottes mit seinem Volk, der verschiedene Auslegungen zulässt und in jeder Generation neu geführt wird. Daher sind Veränderungen in den Interpretationen und die Verlagerung von religiösen Schwerpunkten in ihrer Auffassung durchaus möglich und notwendig.

Es wird unterschieden zwischen unveränderlichen Traditionen wie die Einhaltung der Sabbatruhe, die Heiligkeit des Lebens oder das Streben nach Gerechtigkeit. Bei anderen Themen jedoch sollte man die jüdischen Traditionen der heutigen Zeit anpassen, so zum Beispiel den Umgang mit Homosexualität oder die religiöse Gleichberechtigung der Frau. Die alte rabbinische Rechtspraxis entspräche nicht mehr einer modernen jüdischen Ethik und müsse daher angepasst werden, so die Auffassung der progressiven Juden.


Tags: Judentum, Religion, Trauer, Weltreligionen
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