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Sind Aufbahrungen noch zeitgemäß?

Früher war die Aufbahrung ein fester Bestandteil einer Bestattung und gehörte zu den Trauerritualen. Im Haus des Verstorbenen wurde seine Leiche aufgebahrt, damit Familie und Freunde Abschied nehmen konnten.

Als die Bestatter einen großen Teil der Versorgung des Leichnams übernahmen, die früher der Familie selbst vorbehalten waren, begann man damit die Toten in der Aussegnungshalle oder in dafür geeigneten Räumlichkeiten beim Bestatter aufzubahren und die Aufbahrung Zuhause wurde bald als unfein empfunden. Doch auch die offene Aufbahrung in der Aussegnungshalle stieß schnell auf Ablehnung, da die Gesellschaft damit begann, den Tod zu verdrängen.

Bedeutung der Aufbahrung in verschiedenen Kulturen

Bereits die alten Ägypter und einige andere alte Kulturen haben ihre Toten einbalsamieren und aufbahren lassen. Zum einen glaubten sie, der Körper des Verstorbenen müsse äußerlich unversehrt bleiben, damit er die Reise in den Himmel antreten kann und zum anderen ermöglichte eine solche Versorgung des Toten seiner Familie einen würdevollen Abschied. Auch im Christentum begann man die Verstorbenen in ihren Häusern aufzubahren, da die Versorgung des Leichnams von den nächsten Verwandten übernommen wurde und der Leichenzug zum Friedhof erst am Tag der Beerdigung stattfand. Die Aufbahrung Zuhause war völlig natürlich und auf dem Land wie in der Stadt lange Zeit durchaus üblich. Erst als Krankenhäuser entstanden und Kranke dort stationär bis zu ihrem Tod aufgenommen wurden, verlor der Tod an Bedeutung im alltäglichen Leben. Die Verstorbenen wurden direkt im Hospiz versorgt und das Aufbahren des Leichnams fand nicht mehr Zuhause statt. Die Thanatopraxie gewann in dieser Zeit sehr an Bedeutung. Sie beschäftigt sich mit allen Aufgaben und Tätigkeiten rund um die hygienische und ästhetische Aufbahrung von Toten. Auch die Einbalsamierung von Toten für eine Überführung ins Ausland fällt unter die Leistungen der Thanatopraxie.

Die Aufbahrung ist ein Teil des Abschieds

Eine aufgebahrte Leiche bedeutet für uns dem Tod direkt ins Auge blicken zu müssen und da wir ihn gern verdrängen, ist die Aufbahrung eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Die offene Aufbahrung wird ohnehin nur selten praktiziert und auch auf die geschlossene Aufbahrung für die Öffentlichkeit verzichten immer mehr Familien. Das ist die direkte Folge der Verdrängung des Todes, der mit der Betreuung von Kranken und Todkranken in speziell dafür gebauten Krankenhäusern begann. Um aber wirklich Abschied nehmen zu können, ist es oftmals wichtig, dass man den Toten noch ein letztes Mal sehen kann. So lässt sich der endgültige Verlust leichter greifbar und damit begreiflich machen. Einige zaghafte Schritte führen auch wieder zurück zur Aufbahrung  der Toten und die Thanatopraxie hat inzwischen Techniken entwickelt, die den Toten ein fast lebendiges, würdevolles Aussehen verleihen. So wird das Abschiednehmen am offenen Sarg  vielleicht in einigen Jahrzehnten wieder ein fester Teil des Trauerprozesses werden.

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