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Eventbestattungen spiegeln die Gesellschaft

EventbestattungenFriedhöfe und Bestattungskultur sind ein Indikator einer Gesellschaft. Entsprechend den gesellschaftlichen Veränderungen wandelt sich auch der Umgang mit dem Tod und der Beisetzung. Menschsein, also menschliches Handeln, zeigt sich gerade über den Umgang mit den Toten. Eine wachsende Zahl von Angehörigen wünscht sich eine ganz ausgefallene Bestattungszeremonie. Eine Kultur wird deutlich, wenn man den Umgang mit den Toten betrachtet, denn dieser zeigt viel über die Glaubensausrichtung und das Hoffen einer Gesellschaft.

Moderne Event-Bestattungsformen

Es werden bunte Särge oder herzförmige Plüschurnen gestaltet oder es gibt eben eine außergewöhnliche Trauerfeier. Die Bandbreite reicht von exklusiv bis außerordentlich kreativ, das letzte Ritual für den geschätzten Verstorbenen soll hierbei immer ganz individuell gestaltet werden. Beispielhaft kann man auch die Beisetzung von Michael Jackson beschreiben. Er wurde zur letzten Ruhe wie ein Pharao in einem ca. 25.000 Dollar teuren Sarg mit einer 14-Karat-Vergoldung bestattet. Natürlich wird ein Popstar schon eher eine aufwendige Beisetzung mitsamt Feuerwerk und allem Pomp haben als der Otto-Normalverbraucher, doch auch diese möchten immer mehr prächtige Zeremonien gestalten. Über 17.000 Karten wurden online an Trauergäste und Fans vergeben und die Server waren einige Minuten nach Bekanntwerden überlastet. Die Familie des Popsängers gab weltweit Fernseh-Sendern kostenfrei die Gelegenheit die Eventbestattung live zu zeigen. Bei Staatsbegräbnissen ist eine Fernsehberichterstattung ebenfalls üblich.

Auch Privatleute nutzen heute die Möglichkeiten eine prächtige Feier gerade aus diesem Anlass zu gestalten. Bei einigen Beisetzungen lässt man weiße Tauben in den Himmel aufsteigen. Von prächtig bis geschmacklos reicht die Bandbreite der Einfälle zu den Eventbestattungen. Im Grunde genommen geht es ja darum den Verstorbenen zu ehren sowie seine Wünsche zu respektieren und hieran halten sich die meisten Angehörigen. An einer Selbstinszenierung haben Trauernde ohnehin kein Interesse.

Trauerrituale und Event-Bestattungen wie passt das zusammen?

Gibt es einen Wandel der Rituale? Die Bestattungskultur von traditionell bis modern wird heute von den Angehörigen bei der Gestaltung der Trauerfeierlichkeiten genutzt. Vermeintlich angestaubte Rituale werden heutzutage auf jeden Fall von vielen mit anderen Augen betrachtet. Grundsätzlich hat jeder Kulturkreis seine eigenen Rituale und das ist auch gut so, denn Menschen in Ausnahmesituationen benötigen Halt und Regeln an denen sie sich festhalten können. Auf einige starre Regeln lohnt jedoch auch ein frischer Blick, so zum Beispiel dass die Angehörigen die Urne selbst zu Grabe tragen und dies nicht wie allgemein üblich dem Friedhofspersonal zu überlassen. Es ist auch nicht zu verstehen, warum man auf eine sehr verkrampfte Weise mit dem Thema umgeht und nicht vieles lebhafter gestalten kann. Viele Angehörige empfinden auch den Friedhofszwang für Urnen als überflüssig. Sie fühlen sich dadurch entmündigt und möchten über die Asche des Verwandten eigentlich frei verfügen können. In Westeuropa ist dies vielfach schon möglich, in Deutschland und auch in Österreich derzeit noch nicht.

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