Bestattungspflicht & Friedhofszwang
Die deutsche Bestattungspflicht ist in den meisten Ländern Europas heute nicht mehr üblich. Zur Zeit haben die Friedhofsverwaltungen noch einen großen Spielraum mit umfangreichen Regelungen ganz nach kommunalem Gutdünken die Angehörigen bei der Grabgestaltung einzuengen. Dass vorgeschrieben wird, ob polierte Steine in verschiedenen Farben erlaubt sind oder ein Lichtbild verboten, empfinden viele als willkürlich. Genauso wie vorgeschriebene Materialkombinationen nicht unter Berufung auf die Pietät akzeptiert werden. Mittelfristig wird sich Deutschland hier den europäischen Nachbarn anschließen und diesen wohl aufheben.
Den Friedhofsnormen muss sich rein alles unterwerfen:
- Neigungswinkel der Grabstellen
- Art der Anpflanzung
- Gestaltung von Grabsteinen
Die Anordnungen sorgen häufig für Aufregung und Streit zwischen Angehörigen und der Friedhofsverwaltung. Die Hinterbliebenen fühlen sich gegängelt und provoziert. Dass ästhetische Vorgaben respektiert werden versteht sich natürlich von selbst. Dass der Friedhof ein gewisses, geschlossenes Bild abgeben sollte ist auch zu verstehen. Die Autorität als Hausherr wird hier nur allerdings nur begrenzt anerkannt, denn Grabstätten sollen den Verstorbenen ehren und nicht der Verwaltung gefallen.
Pflicht und Zwang zur Beisetzung auf dem Friedhof
Die deutsche Pflicht auf eine Beerdigung auf einem Friedhof hindert viele Angehörige daran, die Beisetzung so zu gestalten wie es ihren Wünschen entspricht. Verstorbene und Angehörige waren sich vielfach schon zu Lebzeiten einig, dass die Asche daheim aufbewahrt werden sollte. Manch einer möchte auch an bestimmten Lieblingsorten verstreut werden. Auf See und in der Luft ist dies heutzutage möglich, doch im eigenen Garten wäre dies hierzulande undenkbar. In England kann dies sogar im Fußball – Stadion stattfinden, was viele Fans außerordentlich freut.
Den Kirchen ist die Liberalisierung der Bestattungsrechte ein Dorn im Auge. Sie unterstützen deshalb auch mit heftigem Widerstand die Gegenbewegungen. Einige Länder waren schon bestrebt, den allgemeinen Friedhofszwang aufzuheben. Ein hierzu eingereichtes Gesetz wurde jedoch zunächst einmal auf Eis gelegt.
Die Art der Beisetzung ist jedoch keinen Bestimmungen unterworfen. Die Individualisierung bringt moderne Event-Bestattungen und ganz neue Beisetzungsarten hervor. Wie selbstverständlich wird die Asche nach der Verbrennung zu Diamanten gepresst oder in kleine Portionen verdichtet mit einer Rakete ins All geschossen. Diese außergewöhnlichen Formen und weitere einschneidende Veränderungen zeichnen sich ab und Eventbestattungen spiegeln die Gesellschaft. Die Zahlen der Feuerbeisetzungen nehmen seit Jahren andauernd zu. Viele Deutsche entscheiden sich aus Kosten- oder Rücksichtsgründen für eine anonyme Beisetzung. Der Trend zum Gemeinschaftsgrab setzt sich unvermindert fort und Familiengräber werden nicht weitergeführt. Ohne Pflegeaufwand und mit wenigen Kosten soll die letzte Ruhestätte errichtet werden. Kommunen forcieren auch aus Platzmangel die platzsparende Urnenbestattung. Der Rückgang an klassischen Grabhügel mit großen Steinen oder Skulpturen verhindert demnach auch, dass Friedhöfe immer größere Räume einnehmen.