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Anonyme Bestattungen ein Wandel zur Entsorgungskultur?

Anonyme Bestattungen und EntsorgungskulturAuch die Bestattungskulturen unterliegen im Lauf der Zeit Veränderungen. So steigt die Zahl der Feuerbestattungen und rüttelt an der Tradition der Erdbestattung. Ebenso ist die Seebestattung einer Urne eine Form, die zunehmend gewählt wird. Etliche Friedhöfe ermöglichen auch schon eine Baumbestattung, bei der die Urne unter einem stattlichen Baum beigesetzt wird. Und nun zeichnet sich eine weitere Entwicklung ab – die anonyme Bestattung.

 

Anonym bestattet und vergessen?

Dabei wird der Verstorbene auf einem gekennzeichneten Areal eines Friedhofs, meist einer Rasenfläche oder einer Wiese, beigesetzt. Der Ort wird nicht gekennzeichnet, so dass die Hinterbliebenen nicht wissen, wo genau der Verschiedene liegt. Bei der anonymen Feuerbestattung wird die Asche nach der Verbrennung auf einer eigens dafür bestimmten Rasenfläche verstreut. Nichts erinnert mehr daran, dass hier ein bestimmter Mensch zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Anonyme Bestattungen – ein Wandel zur Entsorgungskultur?

Diese Frage wird häufig gestellt. Wird den Toten das würdevolle Andenken verwehrt, sollen sie einfach so schnell als möglich entsorgt werden? Fallen auch die Menschen der Wegwerfkultur zum Opfer? Es mag so scheinen. Bei der Entfremdung, die in manchen Familien Einzug gehalten hat, ist sicherlich auch der etwas lieblose Gedanke der Entsorgung mit im Spiel. Eltern und Großeltern werden schon zu Lebzeiten in Alten- und Pflegeheimen entsorgt, da liegt der Gedanke nahe, es mit den Verstorbenen ähnlich zu halten. Kinder, die ihre Eltern womöglich Jahre nicht mehr gesehen haben, da sie in einem anderen Land wohnen, möchten die unangenehme Pflicht vielleicht nur schnell hinter sich bringen und auch die lästige Grabpflege vermeiden.

Anonyme Bestattungen aus Kostengründen

Für viele Menschen stellen die Kosten einer traditionellen Beisetzung ein erhebliches Problem dar. Eine anonyme Bestattung wird daher auch aus diesem Grunde gewählt, zumal die Folgekosten für die Grabpflege völlig entfallen. Gerade für Menschen in finanzieller Bedrängnis ist daher diese Bestattungsform die einzige, die für sie in Betracht zu kommen scheint.

Orte des Gedenkens

Einen wichtigen Aspekt sollten jedoch alle bedenken, die eine anonyme Bestattung in Erwägung ziehen. Ein Grab oder eine Gedenkstätte sollen nicht nur den Verstorbenen ehren, sondern sie geben auch den Hinterbliebenen einen Halt und einen spezifischen Ort, an den sie mit ihrer Trauer und ihren Erinnerungen gehen können. Das Fehlen eines solchen Ortes wird den Angehörigen oft erst im Lauf der Zeit schmerzlich bewusst – wenn es schon zu spät ist. Daher ist es sinnvoll, sich über andere Formen der Bestattung zu informieren, die kostengünstiger sind als die traditionelle Variante, aber dennoch einen speziellen Platz für den Verstorbenen bieten, der besucht werden kann.

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