Trauer aus der psychologischen Sicht
Als Trauer bezeichnen wir einen emotionalen Zustand, den wir bei einem großen Verlust empfinden. Dabei kann es sich um den Tod eines Menschen handeln, aber auch der Verlust eines Heims oder des Haustieres kann zu einer tiefen Trauer führen. Niedergeschlagenheit, mangelnde Lebensfreude, ein seelischer Rückzug und ein Gefühl der starken Kränkung sind einige der Emotionen, die uns dann zur gleichen Zeit heimsuchen. Trauer ist aber auch ein Prozess, der dazu dient, einen Verlust zu verarbeiten und ihn damit zu bewältigen. Bereits seit langer Zeit beschäftigen sich Psychologen mit dem Thema Trauer. Schon Sigmund Freud wusste, dass Trauer zu den Emotionen gehört, die unbedingt ausgelebt werden müssen, um überwunden werden zu können. Er konnte beobachten, dass unterdrückte Trauer zu schwerwiegenden, emotionalen Problemen führt und schlimmstenfalls mit einer schweren, chronischen Depression enden kann.
Psychologen überall auf der Welt erforschen die Trauer
1969 befasste sich dann Elisabeth Kübler Ross mit den fünf Phasen des Sterbens, die ebenfalls ein Trauerprozess sind. Aus diesen fünf Phasen entwickelte Verena Kast ein vierphasiges Modell, aus dem von John Bowlby und Collin Murray Parkes das heute allgemein gültige Modell hervor ging. Neben diesem Modell gilt aber auch der Trauerprozess nach Yorick Spiegel als möglicher Bewältigungsprozess. Er geht vor allem auf den Schockzustand ein, in den Menschen oft fallen, wenn sie mitgeteilt bekommen, dass jemand verstorben ist. Je näher der angehörige dem Verstorbenen war, desto größer kann der Schock sein, der nach Spiegel aber unbedingt notwendig ist, um den Trauerprozess einzuleiten. Er spricht auch von einer kontrollierten Phase, in der die Hinterbliebenen oft bis nach der Bestattung verharren. Die eigenen Gefühle werden kontrolliert und zurückgehalten, was die Betroffenen so viel Kraft kostet, dass sie nur spärlich mit der Umwelt kommunizieren. Erst danach folgt die Phase der eigentlich Trauer, in der man sich laut Spiegel von der Welt abkapselt um danach langsam ins Leben zurückkehren zu können.
Trauer lässt sich nicht unterdrücken
Alle Psychologen sind sich jedoch einig, dass eine dauerhafte Unterdrückung der Trauer zu Depressionen und einer Starre führen kann. Die Betroffenen nehmen nicht mehr am Leben teil, vernachlässigen Freunde, ihr Zuhause und sie ziehen sich immer mehr von allem zurück. Alle Kraft wird dafür benötigt, der Trauer keinen Raum zu geben und nicht selten kümmern sich Betroffene dann weder um ihre Familie noch um Haustiere oder sich selbst. Einige Betroffene beschreiben diesen Zustand mit einer Blase, in der sie sich befanden. Die Außenwelt kann nicht durch die Wände dieser Blase dringen, denn das eigene Gehirn sorgt dafür, dass keine zusätzliche Kraft verschwendet wird. Völlig auf sich bezogen und damit beschäftigt, die Trauer fühlbar werden zu lassen, brechen Betroffene irgendwann unter diesem enormen Druck zusammen.