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Geliebte Menschen vermissen

Trauer und Schmerz sind so individuell, wie es die Menschen sind. Zwar ist der grundsätzliche Ablauf des Trauerprozesses für alle Menschen der gleiche, die Zeit jedoch, die jeder trauernde Mensch in den verschiedenen Stadien verbringt, ist sehr unterschiedlich. Manche verharren sehr lange in der ersten Phase des Schocks und des Nicht-wahrhaben-wollens; sie lassen die Räume unverändert, decken immer noch für den Verstorbenen mit und richten ihr Leben so ein, als sei der gestorbenen Mensch nur unerwartet verreist, käme aber irgendwann wieder zurück. Andere wiederum finden lange Zeit nicht aus der Phase der Verzweiflung und des tiefen Schmerzes; die Wunde schmerzt auch nach Jahren noch genau so wie am ersten Tag.

Den Trauerprozess erkennen und akzeptieren

Der Mensch als dynamisches Lebewesen ist von der Evolution darauf vorbereitet worden, mit verschiedenen Schicksalsschlägen umgehen und sie überwinden zu können. Auch der Verlust eines geliebten Menschen ist daher etwas, was man mit der Zeit verwinden kann. Man wird ihn gerade zu Beginn sicher jede Sekunde des Tages schmerzlich vermissen und kann sich nicht vorstellen, jemals wieder an etwas Freude empfinden zu können. Doch im Lauf der Zeit stellen sich auch wieder Momente der Lebensfreude ein, der erste heftige Schmerz wandelt sich in Augenblicke der Wehmut und der Melancholie, und später stellt sich ein neues Glück ein, wenn man sich mit reiner Freude an die schönen Moment und Erlebnisse mit der verstorbenen Person erinnern kann.

Sich dem Leben wieder zuwenden

Ein Problem, das viele trauernde Menschen erleben, wenn sich das Leben wieder in ihnen Bahn bricht, ist das Schuldbewusstsein und ein schlechtes Gewissen. Wie können sie wieder froh sein, wie können sie sich womöglich einem neuen Partner zuwenden? Diese Möglichkeit wird dann oft als endgültiger Verrat an dem Verstorbenen angesehen und hindert die Hinterbliebenen, sich wieder voll dem Leben zu widmen. Es ist allerdings nur natürlich, dass Menschen den akuten Schmerz überwinden, und das hat nichts mit Verrat zu tun. Man kann einen geliebten Menschen nach wie vor mit einer gewissen Wehmut vermissen und sich dennoch einem anderen Menschen zuwenden – die Erinnerung lebt fort, die Liebe wohnt weiterhin im Herzen, und der neue Partner ist kein Ersatz für den verstorbenen, sondern eine ganz neue Beziehung. So kann man nach wie vor das Andenken des geliebten gestorbenen Menschen in Ehren halten und dennoch wieder ein Leben mit wiedererwachter Freude und neuem Glück führen.

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