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Beiträge mit Tag ‘Friedhofskultur’

Friedhöfe waren seit alters her Orte der Ruhe, an denen die Angehörigen in stiller Zwiesprache mit ihren verstorbenen Familienmitgliedern ihrer gedenken konnten. In Deutschland darf die Totenruhe nicht gestört werden, das bedeutet unter anderem, dass die sterblichen Überreste mit Respekt behandelt werden müssen, nicht ohne zwingenden Grund umgebettet werde sollten und die Grabstätten in einem gepflegten Zustand gehalten werden sollten.

Zunehmender Wandel im Respekt gegenüber den Ruhestätten der Toten

Auch die Friedhofskultur unterliegt einem Wandel, besonders junge Menschen sehen einen Friedhof oft nicht mehr nur als eine Stätte der Toten in geweihter Erde an, sondern als weitere Grünfläche, die der Erholung dienen kann. So werden auf Friedhöfen Sonnenbäder genommen, ein Picknick veranstaltet, mit Skates ein Rennen veranstaltet oder so laut Musik gehört, dass alle anderen Anwesenden zwangsläufig mithören müssen.

Auch kriminelle Akte wie Diebstähle oder Vandalismus werden immer wieder auf Friedhöfen begangen. Manche Gegenstände, die dem Grabschmuck dienen, sind durchaus wertvoll und werden zu Zwecken der persönlichen Bereicherung entwendet. Und Graffitisprüher machen selbst vor Grabsteinen nicht halt, um ihre Botschaften zu visualisieren.

Maßnahmen bei einer Missachtung der Friedhofskultur

Zum einen ist es sicher sinnvoll, gerade jungen Menschen durch sein Beispiel zu zeigen, welches Verhalten sich mit der Friedhofskultur vereinbaren lässt und welches die Ruhe der Toten und der Besucher stört und sie belästigt.

Wurde von der Grabstätte, die man betreut, etwas entwendet, so empfiehlt es sich, sowohl die Friedhofsverwaltung als auch die entsprechenden Behörden zu benachrichtigen. Als Prophylaxe sollte man sich überlegen, ob man besonders wertvolle Gegenstände wie ein edles Grablicht oder eine teure Vase nicht von vornherein mit einer Diebstahlsicherung versehen lässt, die es mittlerweile in verschiedenen Ausführungen gibt.

Beobachtet man Spuren von Vandalismus, so ist es sehr zu empfehlen, sofort die Friedhofsverwaltung zu informieren, damit diese die Schäden beseitigen kann und Maßnahmen ergreifen kann, dieses Vergehen in Zukunft zu verhindern, indem zum Beispiel ab einem bestimmten Zeitpunkt die Friedhofstore (sofern vorhanden) verschlossen werden.

Da Verhaltensweisen wie lautes Sprechen, Lachen oder Musik Hören oft einfach der Gedankenlosigkeit entspringen, kann man diese Menschen sicher auch bitten, sich leiser und angemessener zu verhalten, ehe man die Friedhofsverwaltung hinzuzieht.

Friedhofskultur

Für viele immer wiederkehrende Situationen haben die Menschen im Laufe der Jahrhunderte Zeremonien und Traditionen entwickelt. Manche davon sind durch den Glauben oder Aberglauben geprägt worden, andere entwickelten sich mit dem Fortschritt immer weiter. Die heutige Friedhofskultur in Europa hat sich durch die verschiedenen Epochen hindurch immer wieder leicht verändert und oft spielte dabei die katholische Kirche eine große Rolle. Erst im 20. Jahrhundert ermöglichte das Kirchenoberhaupt neue Interpretationen der Friedhofskultur und damit begann erneut eine Veränderung, die noch anhält.

Der große Wendepunkt in der Friedhofskultur

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein fand man den Friedhof einer Stadt direkt neben der Kirche und die meisten Verstorbenen wurden in Särge gebettet und in der geweihten Friedhofserde bestattet. Die Trauerfeier und ihre einzelnen Zeremonien wie die Trauerrede und die Beileidsbekundungen am Grab wurden nach starren Regeln vollzogen und jeder Gläubige erhoffte sich davon einen Platz im Himmelreich. Die Kirche hatte Feuerbestattungen verboten, die ursprünglich auch in Europa eine gängige Bestattungsform darstellten, denn eine Wiederauferstehung konnte in ihren Augen nur mit einem unversehrten Körper erfolgen. Erst als das Kirchenoberhaupt in den 1960er Jahren eine Feuerbestattung nicht mehr grundsätzlich ablehnte, konnte sich eine neue Friedhofskultur entwickeln. Natürlich hab es auch während der Zeit des Verbotes immer wieder Feuerbestattungen. Nicht zuletzt aus Kostengründen mussten arme Familien darauf zurückgreifen, doch immer sahen sie sich der Gefahr ausgesetzt, bei der Kirche in Ungnade zu fallen. Nach der Aufhebung des Verbots konnten sich auch gläubige Christen einäschern lassen und die immer schwieriger werdende wirtschaftliche Lage ließ die Zahl der Urnenbestattungen ebenfalls rasch wachsen.

Friedhöfe ohne Glaubensbindung und natürliche Landschaften als letzte Ruhestätte

Im Zuge der Wiedererlaubnis von Feuerbestattungen, die von der Kirche ausging, konnte sich auch die Friedhofskultur als solches weiterentwickeln. Gläubige durften eingeäschert werden und der Gesetzgeber erlaubte Urnenbestattungen auch außerhalb von klassischen Friedhöfen auf dafür ausgewiesenen Plätzen. In der Schweiz entstand die Idee für Ruheforste und in Deutschland erlaubte man normalen Bürgern die Seebestattung. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der Friedhofszwang ein wenig gelockert und seitdem dürfen Hinterbliebenen einen kleinen Teil der Asche zu Hause aufbewahren. Alle diese Entwicklungen führten zu einer neuen Friedhofskultur, die sich noch weiter verändern wird. Anonyme Bestattungen waren früher verpönt, da nur arme Leute so beerdigt wurden. Die moderne Welt braucht nicht zwingend einen Ort zum Trauern, denn die Menschen haben erkannt, dass Trauer im Herzen stattfindet. Natürliche Waldstücke oder kleine Bereiche in Meeren werden zu Ruheforsten und Seefriedhöfen, die keine Grabsteine oder Kennzeichnungen haben. Die neue Friedhofskultur bietet Platz für Harmonie, Ruhe, Erholung und Nachdenklichkeit ohne direkt mit der kühlen Friedhofstrauer konfrontiert zu werden, die man meist auf einem klassischen Friedhof empfindet.