Der Mensch ist ein sterbliches Wesen, jedoch kennt fast niemand den genauen Zeitpunkt seines Sterbens – dieses Schicksal trifft mehr oder weniger nur Menschen, die zur Todesstrafe verurteilt wurden und den Hinrichtungstermin kennen. Selbst bei einer tödlichen unheilbaren Krankheit weiß man zwar die Todesursache, doch selten bis nie den konkreten Zeitpunkt, zu dem man vom Leben Abschied nehmen muss. Und bei einem tödlichen Unfall bleibt gar keine Zeit, vom Leben bewusst Abschied nehmen zu können.
In der heutigen jugendbesessenen Kultur weigern sich viele Menschen, ihrer eigenen Sterblichkeit ins Auge zu sehen und sich mit den Themen Tod und Sterben zu beschäftigen. Das Sterben als Teil menschlicher Kultur überhaupt wahrzunehmen fällt vielen schwer. Allerdings versäumen sie es so, sich in Würde und Ruhe auf ihr Lebensende vorzubereiten und ihren Abschied aktiv zu gestalten. Dadurch erschweren sie es nicht nur sich, das Leben in Frieden loszulassen, sondern auch für ihre Familienangehörigen und Freunde wird der Abschied so viel schwerer.
Vorbereitung auf den Abschied vom Leben
Spätestens wenn man eine unheilvolle Diagnose über eine tödliche Krankheit erhalten hat, sollte man sich auf seinen Tod vorbereiten. Es ist jedoch grundsätzlich wichtig für den Menschen, dass er sich dem Thema der eigenen Sterblichkeit stellt und rechtzeitig vorbereitende Maßnahmen trifft.
Zum einen gilt es ganz praktische Dinge zu regeln: das Testament verfassen, das Aufsetzen einer Patientenverfügung oder Patiententestament zum menschenwürdigen Sterben, die Zusammenstellung wichtiger Informationen für Familienangehörigen und die Regelung der Bestattungsart sowie deren Bezahlung. Eventuell möchte man sogar eine Verfügung zur Organspende ausstellen. Von diesen Maßnahmen sollte man sich nicht durch irgendeinen unsinnigen Aberglauben – wenn man sein Testament macht, beschwört man seinen Tod herauf – abhalten lassen, denn sonst wird die Bürde für die Familie nach dem Tod umso schwerer.
Es ist aber auch für den inneren Frieden äußerst wichtig, seine eigenen Gedanken und Vorstellungen zum Tod und dem, was danach passiert, zu klären. Gehört man einer Religionsgemeinschaft an, so werden dort meistens Antworten auf die Fragen zu einem Leben nach dem Tod angeboten. Für nicht gläubige Menschen finden sich verschiedene Antworten und Auffassungen bei vielen Denkern, Philosophen, aber auch bei Dichtern oder Wissenschaftlern. So kann jeder Mensch seine individuellen Antworten finden und sich durch die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod den Abschied vom Leben erleichtern und sich damit aussöhnen.
Bewusster und gemeinsamer Abschied vom Leben
Es ist eine ungeheure Chance für eine Familie und für die Freunde eines betroffenen Menschen, wenn man im Angesicht des bevorstehenden Todes den Abschied vom Leben bewusst und gemeinsam gestalten kann. In intensiven Momenten kann man noch einmal ungeklärte Dinge klären, seine Gefühle für den anderen Menschen zeigen und sich gegenseitig die Angst vor der Einsamkeit des Sterbens nehmen. Selbst wenn man gemeinsam die Art der Bestattung bespricht sowie die Gestaltung der Trauerfeier, liegt darin neben dem Schmerz auch ein großer Trost, weil man weiß, dass man so dem geliebten Angehörigen noch einen letzten Wunsch erfüllen kann.
Auch für die Lebenden ist so ein bewusster Abschied von einem geliebten Menschen ungeheuer hilfreich, da sie sich auf den Verlust vorbereiten können und nie das Gefühl haben müssen, zu Lebzeiten des Menschen etwas mit ihm versäumt zu haben. Die Trauer und der Schmerz bleiben natürlich, jedoch lassen sie sich leichter bewältigen, wenn man seinen inneren Frieden mit dem Weggang des geliebten Menschen gemacht hat. Wenn man den nahenden Abschied vom Leben dergestalt akzeptiert hat, so ist man im Stande, dem Lebensende – dem eigenen oder dem eines anderen Menschen – mit Stärke und Gelassenheit entgegen zu sehen.


Für Kinder ist der Tod mal leichter und mal schwerer zu verarbeiten. Da sie jeden Tag neue Situationen erleben und daraus lernen sind sie auch leichter ablenkbar. Trotzdem ist natürlich der Verlust eines nahen Angehörigen auch für Kinder eine sehr schmerzliche Sache, die sie nicht einfach hinnehmen wollen. Der Glaube daran, dass es dem geliebten Opa gut geht, hilft dabei, die schlimme Erfahrung zu verarbeiten und die Frage: Ist Opa nun im Himmel? beantworten wir deshalb gerne positiv.
Sterben ist ein ganz natürlicher Prozess – und doch wird diese Phase, wenn sich das Leben dem Ende zuneigt, in der heutigen Zeit oft ausgeblendet und aus dem Alltag ausgeklammert. Für alte Menschen mag es etwas leichter sein sich damit anzufreunden, da sie mit vielen Beschwerden kämpfen müssen als Junge, die vermeintlich das ganze Leben noch vor sich haben. Hinzu kommt: Man hat Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, man fürchtet, dass nach dem Tode nur das Nichts wartet, und selbst gläubige Menschen mit einer Vorstellung von einem Leben nach dem Tod fürchten ihn nichtsdestotrotz. Die Vorstellung, nicht mehr bei seinen Lieben zu sein ist schwer, sehr schwer sogar, da gibt es nichts zu beschönigen. Das alles ist sehr verständlich; aber gerade deshalb ist es wichtig, sich schon rechtzeitig mit dem Thema zu beschäftigen und sich angemessen darauf vorzubereiten.
Die meisten Menschen denken nicht viel über den Tod nach und nehmen die Tatsache, dass sie leben und sich womöglich guter Gesundheit erfreuen, quasi als selbstverständlich hin. Über den Tod als Bestandteil des Lebenszyklus denken sie lieber nicht nach, ist er doch für sehr viele Menschen ein Angst auslösendes Thema. Wer jedoch jemals plötzlich einen Angehörigen durch einen Unfall oder eine überraschende Krankheit wie einen tödlichen Herzanfall verloren hat, muss sich schmerzlich bewusst machen, dass Leben und Sterben nahe beieinander liegen und der Tod zu jedem Zeitpunkt die fordernde Hand ausstrecken kann.