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Erzähl mir was vom Tod

Erzähl mir was vom Tod

Kinder erfahren im Kindermuseum des Edwin-Scharf Museums in Ulm viel zum Titelthema „Erzähl mir was vom Tod“ einer Ausstellung, die wir in unserem heutigen Leitthema übernommen haben. Die europäische Gesellschaft schließt die Themen Sterben und Tod kategorisch im Alltag aus. Deshalb mutet das Ansinnen des Museums gerade mit Kindern über dieses Thema zu reden, befremdlich an. Und dann soll diesen Themen auch gleich noch eine Ausstellung für Kinder und deren Eltern, gewidmet sein? Wer sich näher mit dieser Problematik des Ausgrenzens eines natürlichen Themas befasst muss zu dem Schluss kommen das es genau richtig ist, gerade mit Kindern darüber zu reden. Kinder wollen Antworten auf drängende und wichtige Fragen. Man darf sie doch gerade mit angstbesetzten Bereichen nicht alleine lassen. Es ist eigentlich geradezu naheliegend und natürlich, das Kinder sich fragen wenn Oma oder Opa sterben, dass dies auch Papa oder Mama passieren kann. Diese Vorstellung bedroht die Sicherheit in ihrer behüteten Kinderwelt.

Tod und Sterben – ausgegrenzt in unserer Gesellschaft

Kinder verstehen mehr als Erwachsene manchmal glauben. Wenn dann diese schweren Themen wie „alt und gebrechlich werden“, „Zeit, die verrinnt“ und „die Vergänglichkeit alles Irdischen“ für Kinder verständlich dargestellt werden, stellt das auch für sensible Kinderseelen kein Problem dar. In den überlieferten Märchen und alten Mythologien sterben häufig Beteiligte, wenn auch in der Regel nur die Bösen. In Kino- oder Fernsehfilmen kommen Leichen vor, und auch hierdurch werden Kinder und Erwachsene konfrontiert mit diesen Tatsachen, welche zu unserem Leben gehören. Auch in Spielen wird seit Menschengedenken, das Leben und der Tod erklärt. Vor Kindern hieraus ein mysteriöses Geheimnis zu machen ist also ohnehin unmöglich. Das schürt nur deren Ängste, anstatt sie ihnen zu nehmen.

Die Ausstellung wird in Neu-Ulm noch bis zum 9. September 2012 angeboten.

Erlebbare räumliche Inszenierungen lassen die umfänglichen und vielfältigen Aspekte dieses Themas erahnen: Es gibt einen „Uhrenraum“ welcher das Verrinnen unserer Lebenszeit vor Augen führt. Mithilfe von großen Sanduhren geht die Führung in weitere mystische Welten. Erkundungsgänge heißen zum Beispiel: „Paradiesgarten“ oder „Wohnzimmer der Erinnerungen“ oder „Galerie der Lebensalter“ oder „mexikanischer Altar“. Man kann darüber diskutieren und geteilter Meinung sein, ob die Ausstellung eine pädagogische Vermittlung oder vordergründige Didaktik anstrebt oder nicht.

Eines ist jedoch sicher, sie wird anregen innerhalb der Familie keine Themen mehr wegzudrängen, sondern sie sachlich und direkt auszudiskutieren. Sie gibt Anstöße mit Kindern offen und ehrlich auch über die eigene Einstellung zum Sterben zu sprechen und hierfür votieren auch Experten. Pädagogen und Therapeuten sind dafür mit Kindern schon frühzeitig darüber zu sprechen und sie auch von Begräbnissen nicht auszuschließen aus falscher Rücksichtnahme. Offene Worte wie: Ich bin traurig oder ich fühle mich sehr betroffen, damit können Kinder gut umgehen. Zudem helfen Kindern und auch Erwachsenen diverse Trauerrituale, wie ein selbst gemaltes Bild oder Basteleien oder Blumen als Grabbeigabe, aktiv am Trauerprozess teilzunehmen. Wenn man es schafft, das Thema weder zu dramatisch noch zu harmlos darzustellen, hilft das sowohl Kindern als auch deren Eltern.


Tags: Tod, verdrängen
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