Weltreligionen prägen den Umgang mit der Trauer
Kulturelle Unterschiede zeigen sich nicht nur beim Essen, in der Kleidung oder im Verhältnis der Geschlechter zueinander, sondern auch im Umgang mit dem Tod und der Trauer. So hat jede Kultur und auch Religion bestimmte Regeln, Vorschriften und Rituale, die von verschiedenen Personen zu bestimmten Zeitpunkten auszuführen sind. Normalerweise reagiert das Umfeld sehr sensibel darauf, wenn diese eingebürgerten Normen nicht eingehalten werden. Das kann dem Ansehen der Hinterbliebenen sehr schaden, in manchen Kulturen glaubt man auch, dass es den Seelen der Verstorbenen und der Lebenden bleibenden Schaden zufügt, wenn die Rituale nicht korrekt erfüllt werden.
Umgang mit Trauer im westlichen Kulturkreis
In westlichen Kulturen, die überwiegend christlich geprägt sind, herrscht der Glaube an eine Auferstehung nach dem Tode vor. Dieser Hoffnung wird durch Gebete und Symbole bei einer religiös gestalteten Trauerfeier Ausdruck verliehen, und sie wird von gläubigen Menschen als echter Trost empfunden, ist der verstorbene Angehörige oder Freund doch nicht völlig und für immer verschwunden, sondern seine unsterbliche Seele bleibt bestehen.
Gefühle der Trauer und des Schmerzes dürfen und sollten gezeigt werden, wird doch Tränenlosigkeit oft als kaltherzig empfunden. Allerdings sollten diese Gefühle eher dezent und zurückhaltend gezeigt werden – je formeller eine Kultur ist, umso peinlicher findet sie die deutliche Demonstration heftiger und intensiver Gefühle. Nach der Trauerfeier wird die Trauer eher als private Angelegenheit betrachtet und in der Öffentlichkeit nicht mehr sehr gerne gesehen.
Umgang mit Trauer im östlichen Kulturkreis
In vielen Religionen des asiatischen und afrikanischen Kontinents ist der Tod nur eine Übergangsphase in ein weiteres Leben, da dort der Glaube an die Wiedergeburt herrscht. Daher richten sich auch die Trauerrituale daran aus, oft wird der Verstorbene mit allen Dingen ausgerüstet, die er für seine Reise in das nächste Leben benötigen könnte. Die Familie unterliegt dabei meist genau festgelegten Pflichten, die sie zu erfüllen hat.
Anders als in der unterkühlteren westlichen Hemisphäre werden in den östlichen Kulturen meist heftige und intensive Gefühlsbekundungen erwartet, völlig unabhängig davon, ob man diese Gefühle der Trauer und des Schmerzes nun empfindet oder nicht. Dabei spielt die Vorstellung eine Rolle, dass diese heftig geäußerten Gefühle noch einmal den Respekt dem Toten gegenüber ausdrücken. Daher werden in manchen Kulturen sogar bezahlte Klageweiber beauftragt, um den Verstorbenen gebührend zu ehren. Auch nach den Trauerfeierlichkeiten dürfen diese Emotionen durchaus auch noch öffentlich gezeigt werden, in manchen Ländern wird das geradezu mindestens während der oft immer noch langen Trauerzeiten erwartet. Dieser Anspruch besteht übrigens oft auch den Männern gegenüber, nicht nur den Frauen.
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Tags: Trauer, Weltreligionen