Trauer um ein ungeborenes Kind
Die Schwangerschaft ist für die werdenden Eltern stets eine Zeit voller Vorfreude und hoffnungsfroher Erwartungen, schließlich soll sich ihr Kinderwunsch bald erfüllen. Die Mutter spürt, wie allmählich das neue Leben in ihr heranwächst, und auch für den Vater ist die Schwangerschaft eine überaus spannende Phase seines Lebens. Mit der Geburt des Kindes wird dann die Familie bereichert und erhält ein neues Mitglied, das fortan im Mittelpunkt steht. Leider verlaufen aber nicht alle Schwangerschaften optimal und es kommt mitunter zu Komplikationen. Im schlimmsten Fall verstirbt das ungeborene Kind noch im Mutterleib und darf somit niemals das Licht der Welt erblicken.
Einen solchen Schicksalsschlag zu erleiden und das geliebte Kind noch vor seiner Geburt zu verlieren, ist den Eltern unbegreiflich. Voller Freude haben sie den Nachwuchs erwartet und der bevorstehenden Geburt entgegengefiebert und nun müssen sie erfahren, dass ihr ungeborenes Kind niemals leben wird. All die Vorfreude und hoffnungsvollen Erwartungen werden von einem Moment auf den anderen zerstört. Die Trauer um das ungeborene Kind trifft die Eltern so zumeist vollkommen unvermittelt und reißt sie aus ihren Plänen und Visionen für eine gemeinsame Zukunft als Familie.
Trauer nach einer Fehlgeburt
Eine Frau, die eine Fehlgeburt erlitten hat, befindet sich in einer emotionalen und auch physischen Ausnahmesituation. Die Vorfreude auf das Kind schlägt plötzlich in tiefe Trauer um das ungeborene Kind um. Auch wenn man sein Kind noch nicht in den Armen halten durfte und gewissermaßen bloß vom Ultraschallbild kennt, existiert eine innige Beziehung zwischen Mutter und Kind. Die Mutter hat die Bewegungen ihres Kindes gespürt, für die Zukunft des Nachwuchses geplant und sich das künftige Zusammensein ausgemalt. Stellt der Gynäkologe dann plötzlich den Tod des ungeborenen Kindes fest und teilt dies der Schwangeren mit, bricht für diese verständlicherweise eine Welt zusammen. Fassungslos muss man die Nachricht verarbeiten, dass das Wunschkind tot ist. Dies gilt natürlich ebenfalls für den Vater, der auch sein Kind verloren hat.
Zwischen der werdenden Mutter und dem ungeborenen Kind hat allerdings eine besonders innige Beziehung bestanden. Auch wenn der Vater ebenfalls voller Vorfreude war, kann er die Emotionen, die eine werdende Mutter während der Schwangerschaft durchlebt, kaum nachvollziehen. Im Falle einer Fehlgeburt trauern natürlich beide Elternteile, doch die Trauer der Mutter um das ungeborene Kind nimmt in den meisten Fällen deutlich größere Ausmaße an. Das geliebte Kind nicht zur Welt bringen und ihm all seine Liebe schenken zu können, ist nahezu unerträglich. Während der Schwangerschaft haben sich die Emotionen der werdenden Mutter auf das ungeborene Kind konzentriert, um das sie nun plötzlich trauern muss.
In ihrer Trauer um das ungeborene Kind stoßen Mütter mitunter sogar auf Unverständnis und müssen sich hierfür geradezu rechtfertigen. Die Außenwelt konnte die Existenz des ungeborenen Kindes für gewöhnlich nicht wirklich wahrnehmen und hat daher nicht selten Probleme, die tiefe Trauer zu verstehen. In entsprechenden Selbsthilfegruppen treffen Betroffene auf andere Eltern, die um ihr ungeborenes Kind trauern und eine große Unterstützung in einer solchen Situation sein können. Gegebenenfalls sollten Frauen auch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, um den Tod ihres Kindes verarbeiten zu können.