Suizid bei Tieren – Selbstmord im Tierreich
Im Zusammenhang mit Suizid bei Tieren denken die meisten Menschen wohl zunächst an Lemminge. Die kleinen Nager haben als tragische Helden eines Computerspiels Bekanntheit erlangt. Das vor allem in den 1990er-Jahren populäre Spiel erweckte den Eindruck, dass sich Lemminge Klippen hinabstürzten und auf diese Art und Weise Selbstmord begingen. In der fiktiven Welt des Computerspiels mag dies richtig sein, doch die Realität sieht anders aus. Lemminge haben ebenso wenig wie andere Tiere eine Suizid-Neigung. Aktuelle Forschungen belegen, dass der kollektive Suizid ganzer Lemming-Kolonien nicht den Tatsachen entspricht und folglich der menschlichen Fantasie entsprungen ist.
Gibt es Selbstmord im Tierreich?
Rein rational betrachtet erscheint der Suizid ein Phänomen zu sein, das ausschließlich Menschen betrifft. Um die Wahl zwischen dem Leben und dem Tod zu treffen, sind enorme kognitive Leistungen und Fähigkeiten erforderlich, die bei Tieren nicht vorhanden sind. Folglich liegt die Annahme nahe, dass es Selbstmord im Tierreich nicht gibt. Biologen haben aber längst das Gegenteil bewiesen und in zahlreichen Fällen beobachten können, dass Suizide auch bei Tieren vorkommen.
Anders als beim Menschen liegt einem Suizid bei Tieren keine persönliche Motivation zugrunde. So dürfte wohl kein Tier zu der Überzeugung gelangen, dass sein Leben sinnlos ist. Die Arterhaltung, psychische Störungen und auch virale Erkrankungen führen aber durchaus dazu, dass es zu Selbstmorden im Tierreich kommt. Die männlichen Vertreter einzelner Spinnenarten opfern sich nach der Paarung und werden von dem Weibchen gefressen. Diese Form des Selbstmords erscheint auf den ersten Blick vollkommen unverständlich, ist den Tieren aber genetisch vorherbestimmt.
Im Rahmen von Untersuchungen des Suizids bei Tieren haben unter anderem auch verschiedene Nager ein äußerst groteskes und auffälliges Verhalten gezeigt. Kleinnager haben Selbstmord begangen, indem sie sich praktisch selbst der Katze oder einem anderen Jäger auslieferten, um verspeist zu werden. Die betreffenden Tiere sind allerdings keineswegs lebensmüde, sondern von einem eigentümlichen Virus befallen, der sie hierzu treibt. Die Viren sichern auf diese Art und Weise ihren Fortbestand, denn das erkrankte Tier wird gefressen und die Viren werden anschließend wieder ausgeschieden, so dass sie erneut in Umlauf geraten und weitere Nager befallen können.
Im Tierreich kann man demzufolge durchaus Verhaltensweisen beobachten, die den Eindruck eines Selbstmordes erwecken. Allerdings darf man hierbei nicht den Fehler machen, die Gefühlswelt von Tieren zu vermenschlichen. Der gängigen Definition des Suizids zufolge, setzt ein Selbstmord eine bewusste Vorstellung von Leben und Tod voraus. Der Suizid folgt dann als aktive Entscheidung gegen das eigene Leben. Bei Tieren sind derartige kognitive Leistungen nicht möglich, so dass es den klassischen Suizid im Tierreich nicht gibt. Zeigen Tiere selbstmörderisches Verhalten, liegt dem also keine individuelle Motivation zugrunde, sondern eine Störung beziehungsweise eine entsprechende genetische Veranlagung.