Trauer zulassen
Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist wohl die schlimmste Sache, die einem widerfahren kann. Im Laufe eines Lebens muss man sich aber gegebenenfalls von mehreren Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten verabschieden und akzeptieren, dass der Tod zum Leben gehört. Aber auch wenn man bereits mehrere Menschen verloren hat und um die Vergänglichkeit des Lebens weiß, bedeutet dies nicht, dass man weniger trauert. Jeder Todesfall löst tiefen Schmerz aus und berührt den Hinterbliebenen im Innersten seiner Seele.
Der Schmerz scheint unerträglich und zerreißt einem förmlich das Herz. In einer solchen Situation wenden viele Menschen eine Verdrängungstaktik an und versuchen, die schmerzhaften Emotionen nicht an sich heranzulassen. Auf diese Art und Weise wollen sie sich schützen. Gespräche über den Trauerfall werden dann ebenso vermieden wie eine sonstige Auseinandersetzung mit dem Tod des geliebten Menschen. Im ersten Moment mag eine Verdrängung besser erscheinen, schließlich muss man weiterhin funktionieren und will sich Leid ersparen, aber auf lange Sicht ist dies eher kontraproduktiv.
Verdrängte Trauer aufarbeiten
Um die persönliche Trauer zu bewältigen, ist es zwingend erforderlich, die Trauer zuzulassen. Dies kostet Überwindung, ist für die seelische Gesundheit aber wichtig. Psychische Probleme resultieren häufig aus verdrängter Trauer und beeinträchtigen die Lebensqualität mitunter erheblich. Früher oder später werden die Emotionen ohnehin übermächtig und überwältigen den Trauernden. Dass man den Tod des geliebten Menschen zunächst nicht wahrhaben möchte und gewissermaßen unter Schock steht, ist vollkommen natürlich. Gleichzeitig darf man sich gegen seine Emotionen aber nicht wehren und sollte ihnen erst einmal freien Lauf lassen. Auf diese Art und Weise kann die nächste Trauerphase beginnen, die einen wichtigen Schritt im Zuge der Trauerbewältigung bedeutet.
Neben der vorherrschenden Trauer empfinden Hinterbliebene zahlreiche, zum Teil sogar widersprüchliche Emotionen. Wut, Schmerz, Verzweiflung, Rastlosigkeit, Ängste und auch Freude gehören zum Trauerprozess und bestimmen die Gefühlswelt des Betroffenen. Für diesen ist es überaus schwierig und verwirrend, mit all diesen abwechselnden Emotionen zurechtzukommen und gleichzeitig weiterhin den Alltag zu meistern. Anfänglich können alltägliche Dinge so zu einer regelrechten Überforderung führen und die Trauernden schwer belasten.
Damit eine dauerhafte Besserung der Situation und auch eine Linderung des Schmerzes eintreten können, bedarf es einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Todesfall. Nur wer die Trauer zulässt und den Schmerz bewusst verarbeitet, hat eine Chance, über den Verlust hinwegzukommen und wieder positiver in die Zukunft zu schauen.
Dem Umfeld gegenüber üben sich die Trauernden oftmals in Selbstbeherrschung, schließlich will man nach außen stark wirken. Zumindest seinem näheren Umfeld gegenüber sollte man allerdings zu seiner Trauer stehen, diese zulassen und auch das Gespräch suchen. In der Familie und dem Freundeskreis findet man als Trauernder Halt und kann seine Gefühle zulassen. Vertrauten Personen gegenüber fällt es für gewöhnlich deutlich leichter, die Trauer zuzulassen. Der heilsame Prozess der Trauerverarbeitung kann so einsetzen und führt gleichzeitig aus der Isolation, in die sich Hinterbliebene oftmals begeben und im Zuge dessen in Depressionen versinken.