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Totenkult als moderner Lifestyle?

Gothic, Wave und die gesamte Schwarze Szene sind Begriffe, die für eine gewisse Form von Totenkult als Lifestyle stehen.

Gothic steht hierbei für gotisch im Sinne von düster oder schaurig und die Bewegung entstand Ende der 1970er Jahre aus einer Rockmusikrichtung. Die düstere und dumpf klingende Musik einer in England entstandenen Musikrichtung gilt auch als Grundstein für die später folgende Jugendbewegung. Fehlinterpretierungen, die Gothic mit der gotischen Epoche in Verbindung bringen und damit einen direkten Bezug zum Mittelalter herstellen wollen, sind auch heute noch in vielen Köpfen vorhanden.

Totenkult als Mittel zur Rebellion?

Früher war der Tod enger mit dem Leben verbunden, denn die Toten wurden Zuhause aufgebahrt und die Familienangehörigen versorgten die Verstorbenen selbst. Der Tod als endgültiges Ereignis stand auch damals schon für Düsternis und Trauer, doch die Lebenden akzeptierten ihn als Teil ihres Daseins. Mit der Erbauung von Krankenhäusern rückten die Kranken und Toten weiter weg von ihren Familien und es entstand eine eher ängstliche und abweisende Haltung ihm gegenüber. Das Sterben wurde zum Tabu-Thema, über das die Gesellschaft nicht sprechen wollte. Die düsteren Klänge der Bands aus dem Post-Punk-Umfeld schreckten die Erwachsenen ab, denn sie fühlten sich damit an das ungeliebte Thema Sterben erinnert. Da junge Generationen sich gern von ihren Eltern abheben möchten, wurde aus den dunklen Klängen bald eine richtige Jugendbewegung, in der die Farbe Schwarz dominierte. Zum Entsetzen der Erwachsenen schminkten die Jugendlichen absichtlich ihre Haut blass und hoben die Augen mit der Farbe Schwarz hervor. Totenähnlich sollte das Styling wirken und damit abschreckend für alle Außenstehendenden. Aus dieser gewaltlosen, aber wirkungsvollen Rebellion wurde im Laufe der Jahrzehnte ein richtiger Lifestyle.

Mode als Ausdrucksmittel im Totenkult

Die Jugendkultur unter dem Oberbegriff Schwarze Szene entwickelte schnell auch äußere Merkmale. Neben den auf Totenblässe geschminkten Gesichtern spielte vor allem die Farbe Schwarz in der Mode die Hauptrolle. Die Anhänger des dunklen Kults kleideten sich ausschließlich in Schwarz und Totenköpfe wurden als Ring, Kettenanhänger oder sonstiger Silberschmuck getragen. Auch keltische Symbole wurden in die Outfits integriert und schnell sagte man den Anhängern dieser Bewegung auch satanische Aktivitäten nach.  Schwarze Messen auf Friedhöfen und die Anbetung von Satan wurden ihnen zur Last gelegt, doch nur ein ganz geringer Teil der Jugendlichen befasste sich wirklich mit diesen Themen. Der Großteil der Grufties, wie sie schnell genannt wurden, hatte einfach Freude an der Provokation der Gesellschaft, die den Tod aus ihrem Alltag verbannt hatte. Der Totenkult als Lifestyle ist weniger eine Todessehnsucht, sondern eher ein Ausdrucksmittel des „Anderssein“ und dient auch dazu, das Thema Vergänglichkeit wieder mehr in den Fokus der Allgemeinheit zu bringen.


Tags: Totenkult, Trauerrituale
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