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Beiträge mit Tag ‘Hinduismus’

Fast alle Religionen entwickeln im Laufe der Zeit heilige Schriften und Texte, in denen die wesentlichen Inhalte und Regeln der Religion kanonisiert, das heißt festgelegt werden. Die Schriften stellen somit den Maßstab dar, an dem die Ausübung der Religion gemessen wird.

Da die heiligen Schriften jedoch oft der Auslegung bedürfen, haben sich in den Weltreligionen Institutionen herausgebildet, deren Aufgabe es unter anderem ist, die jeweils aktuell gültige Deutung der Schriften festzulegen. Eine Allgemeingültigkeit gibt es dabei nicht, und als Folge davon gibt es in den meisten Religionen verschiedene Strömungen, welche die heiligen Schriften in manchen Teilen unterschiedlich auslegen.

So kennt das Christentum unter anderem die Katholiken und die Evangelische Kirche, Hauptströmungen im Islam sind die Sunniten und die Schiiten. Diese unterschiedlichen Auslegungen der heiligen Schriften und die daraus erfolgten Spaltungen haben in der Geschichte der Religion nicht selten zu blutigen Auseinandersetzungen geführt.

Die Bibel im Christentum

Die zentrale heilige Schrift im Christentum stellt die Bibel dar. Sie besteht aus zwei Teilen, dem Alten und dem Neuen Testament. Das Alte Testament ist inhaltlich deckungsgleich mit dem jüdischen Tanach und wurde sowohl von den Juden als auch den Urchristen als gültiges Wort Gottes angesehen.

Das Neue Testament berichtet vom Leben und Sterben Jesu und umfasst unter anderem die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und verschiedene Briefe einzelner Apostel. Die Kanonisierung war schon zu Beginn umstritten, da verschiedene Gruppen weitere Texte als verbindlich mit aufnehmen wollten.

Der Koran im Islam

Der Islam sieht den Koran als die grundlegende heilige Schrift an, der unbedingt Folge zu leisten ist. Er wird verstanden als wörtliche Offenbarung von Gottes Wort, welche Gott über den Erzengel Gabriel an den Propheten Mohammed übermittelt hat. Aus dem Koran leitet sich auch das Rechtssystem ab, in dem die Regeln für das Leben in der Gemeinschaft sowie Sitten und Gebräuche geregelt werden.

Eine zweite Quelle für die Gläubigen des Islams stellt die Sunna dar. In ihr wurden die Taten, Verhaltensweisen und Billigungen des Propheten Mohammed fest gehalten, und sie gelten sowohl im profanen als auch im religiösen Leben als Richtschnur und nachahmenswertes Vorbild.

Die Veden im Hinduismus

Die religiöse Literatur im Hinduismus ist sehr umfangreich. Einen zentralen Teil der heiligen Schriften stellen die Veden dar, die auch zur ältesten überlieferten Literatur gehören. Im Verständnis des Hinduismus handelt es sich dabei um direkte Offenbarungen des Göttlichen, die an mystische Weise gegeben wurden. Zuerst nur mündlich überliefert, wurden sie später in Sanskrit in den Veden niedergeschrieben.

Da es sich um direkte göttliche Worte handelt, werden die Veden von allen Strömungen des Hinduismus als gültig und absolut verbindlich angesehen. Neben den Veden existiert noch eine Vielzahl an weiteren Schriften, den sogenannten Smriti. Diesen wird kein göttlicher, sondern ein menschlicher Ursprung zugeschrieben, daher werden sie in den verschiedenen hinduistischen Glaubensrichtungen nicht einheitlich eingestuft. Einmal gelten einige von ihnen als heilig, in einer anderen Strömung jedoch nicht.

Das Tripitaka im Buddhismus

Das Sanskritwort Tripitaka bedeutet in etwa Dreikorb und deutet damit an, dass der Kanon der heiligen buddhistischen Schriften im Wesentlichen aus drei Sammlungen überlieferter Texte besteht. Zum einen sind das die Lehrreden Buddhas, auch Sutras genannt, die Vinayapitaka als disziplinarische Schriften für Mönche und Nonnen und die Abidhammapitaka, philosophische oder scholastische Texte.

Nur diese Schriften werden allgemein als verbindliche und authentische Grundlagen des Buddhismus anerkannt. Da es jedoch noch eine Fülle weiterer Schriften gibt, die unterschiedlich eingeordnet werden, besteht auch im Buddhismus eine Spaltung zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen.

Die Thora im Judentum

Die zentrale heilige Schrift des Judentums ist die Thora. Sie besteht aus fünf Büchern und enthält die Regeln und Gesetze, die Mose am Berg Sinai von Gott erhalten hat. Inhaltlich sind sie bis auf kleine Details deckungsgleich mit dem entsprechenden Teil des Alten Testaments, da das Christentum diese heilige Schrift vom Judentum übernommen hat.

Eine weitere wichtige Schrift stellt im Judentum der Talmud dar. Er enthält die mündlich überlieferten Auslegungen der heiligen Schrift, sowie Kommentare zu den Auslegungen. Die Thora und der Talmud bilden gemeinsam die Grundlage für das Rechtssystem und die Sittenlehre im Judentum.

Der Hinduismus hat sich in verschiedene Strömungen aufgeteilt, die zum Teil sehr unterschiedliche religiöse oder heilige Schriften anerkennen. Fast alle sehen jedoch die Veden als unumstrittene grundlegende Sammlung religiöser Texte an, denen eine normative Autorität zugesprochen wird. Der Hinduismus gehört zu den großen Weltreligionen unser Zeit.

Das Sanskritwort Veda bedeutet wörtlich Wissen und wird verstanden als Wissen, das in Offenbarungen an mystische Weise direkt vom Göttlichen empfangen wurde. Sie wurden lange Zeit ausschließlich mündlich überliefert und mussten zur genauen Rezitation auswendig gelernt werden. Dabei durften nur Brahmanen, Angehörige der obersten Kaste, dieses Geheimwissen erlernen und weiter geben. Es wurde als kompliziert und schwer zu verstehen angesehen, deshalb glaubte man, dass nur die Priesterkaste dieses Wissen richtig überliefern und anwenden konnte.

Erst nach Jahrhunderten der mündlichen Überlieferung entstanden erste Aufzeichnungen der Texte, die aber weiterhin nur den Brahmanen zugänglich waren. Im Laufe der Zeit verbreiteten sich die Veden aber unter anderem dank des Buchdrucks auch in anderen Schichten der Bevölkerung. Doch gibt es selbst im modernen Hinduismus immer noch Brahmanen, die die schriftliche Form ablehnen und alle Veden nach wie vor auswendig beherrschen.

Die vier Veden

Die Veden gliedern sich in Textsammlungen aus dem Zeitraum von ungefähr 1200 bis 900 vor Christus. Dabei sind die Veden noch in vier verschiedene Textschichten aufgeteilt, die unterschiedliche Textklassen enthalten. In der ältesten Schicht finden sich die Hymnen zur Anrufung verschiedener Gottheiten, die eigentlichen sogenannten Veden.

Die nächste Schicht beinhaltet priesterliche Ritual- und Opfertexte und wird Brahmanas genannt. Sie entstand im Zeitraum 800 bis 500 vor Christus. Es folgen die sogenannten Waldtexte, Aranyakas, aus demselben Zeitraum mit religiösen Lehren, und den Abschluss bilden die Upanishaden, die philosophische Inhalte haben. Sie entstanden ungefähr 700 bis 500 vor Christus.

Die erste Veda, die Rigveda, enthält Texte in Form von Hymnen zur Anrufung verschiedener Gottheiten, die als die Verkörperung von Brahman, der universellen Kraft, angesehen werden. In den Hymnen werden eine oder mehrere Gottheiten gepriesen oder in bestimmten Fällen zu Hilfe gerufen.

In der Veda Samaveda sind die an liturgische Zwecke angepassten Lieder enthalten, die bei Opferritualen gesungen werden. Die dritte Veda Yajurveda gibt es als schwarze und weiße Yajurveda; sie enthält rituelle Opferformeln und Mantras, die der Priester zu sprechen hat. In der vierten Veda Atharvaveda sind magische Formeln und Zauber enthalten, die zum Beispiel Krankheiten heilen, Dämonen austreiben oder einen Menschen in Liebe entbrennen lassen sollten. Da es nicht nur weiße Magie, sondern auch schwarze Magie in dieser Veda gibt, wird die Heiligkeit dieser Texte von manchen Richtungen angezweifelt.

Die Bedeutung der Veden

Die Veden stellen die ältesten heiligen Schriften im Hinduismus dar. Die hinduistischen Strömungen glauben, dass sie die heiligen Lieder, Hymnen, Formeln und Ritualtexte ihre Wirkung nur entfalten können, wenn sie absolut wortgetreu wiedergegeben werden. Das hat dazu geführt, dass sie überJahrhunderte auch bei der mündlichen Überlieferung wohl nicht verfälscht wurden und es sich immer noch um die ursprünglichen Texte handelt.

Dieser Glaube, dass die heiligen Schriften unbedingt streng befolgt werden müssen, hält auch heute noch im Hinduismus das Kastensystem aufrecht, obwohl in der indischen Verfassung eine Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Kaste verboten ist. Da die Religion aber besagt, dass jeder Mensch wegen seiner Verdienste in einem früheren Leben in genau dieser Kastenzugehörigkeit wiedergeboren wurde, muss der gläubige Hindu diese soziale Stellung akzeptieren und kann nur darauf hoffen, in einem nächsten Leben in einer höheren Kaste wiedergeboren zu werden.

Die heiligen Schriften des Hinduismus wirken sich auch immer noch auf die Aufgabe und die Stellung der Frau aus. Im Hinduismus ist die Rolle der Frau hauptsächlich die einer opferbereiten Gattin und hingebungsvollen Mutter, eine unverheiratete und berufstätige Frau genießt keinen sehr hohen Status. Moderne Bestrebungen bemühen sich jedoch darum, auch den Feminismus mit religiösen Pflichten und Geboten in Einklang zu bringen.

Hinduismus Trauer

Der Hinduismus stammt aus Indien und ist eher ein Sammelbegriff für verschiedene religiöse Strömungen, die ältesten Schriften zum Hinduismus stammen aus dem zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Allen unter dem Namen Hinduismus vereinten Strömungen ist jedoch gemeinsam, dass sie an die Idee des Karmas und an die Reinkarnation glauben. Der Mensch sammelt durch gute und böse Taten gutes und schlechtes Karma an, das am Ende seines aktuellen Lebens bestimmt, ob er in einer höheren oder niederen Lebensform wiedergeboren wird. Diese Vorstellung, dass das bisher angesammelte Karma bestimmt, als was man geboren wird, unterstützt auch das im Hinduismus vertretene Kastensystem. Dieses beinhaltet die Vorstellung, dass man die Pflichten der Kaste, in die man geboren wird, zu erfüllen hat, und dass es keine Möglichkeit gibt, seine Kaste zu verlassen oder sich mit einer anderen zu vermischen.

Vorstellungen von Leben und Tod im Hinduismus

Der Hinduismus kennt in seinen vielen Ausrichtungen eine Vielzahl von Göttern und Göttinnen, Halbgötter, Engeln, Dämonen und sonstigen nicht-menschlichen Wesen. Es gibt jedoch die gemeinsame Vorstellung von etwas unpersönlichen Göttlichen, einem allumfassenden, ewigen Etwas, dem andere persönliche Götter untergeordnet sind. Das Ziel des Hindus ist die Erleuchtung des Geistes und die Vereinigung mit diesem unpersönlichen Göttlichen, die den Menschen von der Wiedergeburt befreit. Aufgrund der Vielzahl dieser personifizierten Götter sind die Regeln und religiösen Vorschriften für ein frommes Leben ebenso vielfältig. Sehr verbreitet ist die vegetarische Lebensweise, die als höherwertiger als eine mit Fleisch angesehen wird. Absolut tabu ist für die meisten Hindus der Verzehr von Rindfleisch, da die Kuh als heilig angesehen wird.

Hinduismus TrauerDer Tod wird als wichtiges Ereignis von Ende und Neubeginn angesehen, auf das man sich durch die Ansammlung guten Karmas vorbereitet. Der Hinduismus glaubt nicht an eine persönliche individuelle Seele, sondern dass die dem Menschen innewohnende göttliche Energie, das kosmische Bewusstsein, nach seinem Tod in einem neuen Körper wiedergeboren wird. Damit der Sterbende möglichst viel gutes Karma in seinen letzten Stunden sammeln kann, begleitet ihn die Familie, um seinen Geist friedvoll und ruhig zu halten. Sie verlesen heilige Schriften, damit sich der Sterbende mit positiven und reinen Gedanken beschäftigt. Ist der Tod eingetreten, wird der Leichnam gewaschen und in weiße Tücher gewickelt, und dann möglichst ein oder zwei Tage aufgebahrt, damit alle Verwandten Abschied nehmen können. Anschließend wird der Verstorbene auf dem Verbrennungsplatz verbrannt, sein Schädel geöffnet, damit die Seele entweichen kann, und seine Asche in einen heiligen Fluss gestreut.