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Leben und Sterben liegen nahe beieinander

Die meisten Menschen denken nicht viel über den Tod nach und nehmen die Tatsache, dass sie leben und sich womöglich guter Gesundheit erfreuen, quasi als selbstverständlich hin. Über den Tod als Bestandteil des Lebenszyklus denken sie lieber nicht nach, ist er doch für sehr viele Menschen ein Angst auslösendes Thema. Wer jedoch jemals plötzlich einen Angehörigen durch einen Unfall oder eine überraschende Krankheit wie einen tödlichen Herzanfall verloren hat, muss sich schmerzlich bewusst machen, dass Leben und Sterben nahe beieinander liegen und der Tod zu jedem Zeitpunkt die fordernde Hand ausstrecken kann.

Der Traum von der Unsterblichkeit

In vielen Romanen wird er thematisiert, viele Philosophen haben ihn durchleuchtet, den Traum von der Unsterblichkeit. Damit wäre der Feind des Lebens besiegt, der Mensch wäre endgültig frei von der Knechtschaft des Todes. Interessanterweise kommen nicht nur die meisten Philosophen, sondern auch die meisten Autoren der Belletristik zu dem Schluss, dass dieser Traum von der Unsterblichkeit wohl eher ein Alptraum wäre, von dem man sich wünschen würde, er würde nie in Erfüllung gehen. Die Konsequenzen eines ewigen Lebens wären für den menschlichen Geist, der darauf nicht eingerichtet ist, wohl eher furchtbar. Viele alte oder sehr alte Menschen geben an, dass sie nach einem reichen und erfüllten Leben sich den eigenen Tod sogar herbeiwünschen und sich nach der ewigen Ruhe sehnen. Irgendwann gibt es keine unerfüllten Bedürfnisse mehr, der Lebenskrug ist voll, und sie empfinden das als richtigen Zeitpunkt und als natürlich, diese Welt zu verlassen. In manchen Naturvölkern gab und gibt es den Brauch, dass alte Menschen, die ihre Zeit gekommen sehen, sich zu einem friedvollen Sterben an geheiligte Plätze begeben und sich dort ihrem jeweiligen Schöpfer überantworten.

Das Leben ist kostbar

Da Leben und Streben so nah beieinander liegen und man nie weiß, wann der Zeitpunkt gekommen ist, fordern schon seit langer Zeit die Denker und Dichter aller Kulturen, diese Möglichkeit des Sterbens nicht zu verdrängen, sondern sich ganz bewusst damit zu beschäftigen. Daraus folgert auch, dass man sein Leben ebenso bewusst gestalten, führen und genießen sollte, als könne jeder Tag der letzte sein. Dass soll nicht bedeuten, dass man keine langfristigen Pläne macht oder Vorsorge trifft, sondern nur, dass man jeden Moment des Lebens bewusst erleben sollte und wichtige Dinge nicht auf ein Später verschiebt, das es womöglich nicht mehr geben wird. Es ist nicht sehr sinnvoll, Familienglück und Lebensfreude auf die Zeit nach der Pensionierung zu verschieben, wenn einen womöglich zwei Tage nach diesem ersehnten Datum der Herzinfarkt des Workaholics dahinrafft.


Tags: Abschied, Gedenken, Sterben
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