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Gedenkstätte Hadamar

In der Landesheil- und Pflegeanstalt Hadamar, die seit 1907 besteht, wurden während des nationalsozialistischen Regimes an die 14500 Menschen ermordet.

Die sogenannte Aktion T4 sollte nach der damaligen Theorie des „unwerten Lebens“ psychisch und physisch behinderte oder kranke Menschen möglichst effizient beseitigen. Der Bevölkerung und den Angehörigen wurde vorgespiegelt, die Patienten kämen in eine spezielle Pflegeanstalt, in der man sich besonders gut um sie kümmern könne. Nach der erfolgten Tötung erhielten die Familien eine Benachrichtigung, auf der meist eine natürliche Todesursache bescheinigt wurde. Damit hofften die Nazis, ihre Verbrechen an den betroffenen Menschen zu legalisieren, was natürlich so für die heutigen Nachfahren nicht funktioniert.

NS-Tötungsanstalt Hadamar

Ab 1941 wurde im Rahmen der Aktion T4 die Anstalt ausschließlich dazu benutzt behinderte oder kranke Menschen zu töten. Die Anstalt bekam ihre sogenannten Patienten von verschiedenen anderen Instituten, in welche die Menschen per Sammeltransport gebracht wurden und warten mussten, bis in Hadamar der nächste Opfertransport empfangen werden konnte.

Zu Beginn hatte man die Tötungen noch mit Injektionen vorgenommen. Das erschien den Verantwortlichen jedoch nicht effizient genug, und so baute man die Kellerräume zu angeblichen Duschräumen um, in die man die Patienten führte, um dann Kohlenmonoxid in die Räume einzuleiten. Dieses Prinzip der Gaskammern wurde in Hadamar entwickelt und dann später auf so schreckliche Weise in den Konzentrationslagern mit Zyklon B weitergeführt und perfektioniert.

Nach starken kirchlichen Protesten wurde Ende 1941 die Aktion T4 offiziell eingestellt und das Haus zur Vertuschung der Aktivitäten wieder umgebaut. Allerdings gingen auch unter der neuen Leitung die Tötungen weiter, zwar nicht mehr in den Gaskammern, jedoch mit Injektionen und der Überdosierung von Medikamenten; auch ließ man etliche Patienten einfach verhungern. Das Tötungsprogramm fand erst 1945 durch die Besetzung der Anstalt durch US-amerikanische Streitkräfte ein Ende.

Gedenkstätte Hadamar heute

In der Eingangshalle des heute als psychiatrischer Klinik betriebenen Krankenhauses erinnert ein Wandrelief an die verstorbenen Menschen, welches 1953 angebracht wurde. Im Jahre 1964 wurde der Friedhof umgestaltet, mit symbolischen Grabsteinen und einem Mahnmal für die Toten versehen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Erdgeschoss befindet sich seit 1991 eine Dauerausstellung zu den Aktivitäten in Hadamar.

Dem Publikum steht auch eine recht umfassende digitale Opferdatenbank zur Verfügung, in der Angehörige nach dem Schicksal ihrer Verwandten forschen können. Vielen Menschen ist es ein Trost, über den Verbleib eines verschwundenen Verwandten oder Vorfahren Gewissheit zu erlangen, weil dann heilsame Trauer und inniges Gedenken erleichtert werden. Zusätzlich stehen noch ein Archiv, Seminarräume und eine Bibliothek in der Gedenkstätte zur Verfügung. Die Möglichkeit, in Hadamar der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken, nehmen jährlich etwa 15.000 Besucher wahr.


Tags: Gedenken, Gedenkstätten
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