Gedenkkultur der außereuropäischen Kulturkreise
Durch die öffentliche Gedenkkultur eines Landes sollen die Erinnerungen an historische Begebenheiten, bekannte Persönlichkeiten oder aber auch an die Opfer bestimmter historischer Ereignisse lebendig gehalten werden und im Bewusstsein der Gesellschaft wach bleiben. Zu einer Gedenkkultur gehören viele unterschiedliche Aktivitäten, wie die Archivierung, Aufbereitung und Analyse von Informationen aus der heutigen Perspektive, Gedenkstätten, Mahnmale, Gedenktage und Gedenkfeiern sowie spezielle Veranstaltungen. Zu bestimmten Anlässen werden die Themen, an die man erinnern möchte, auch in den Medien immer wieder stark diskutiert.
Politische Aspekte einer Gedenkkultur
Viele Kulturen gedenken ihrer Helden und ihrer Opfer, was sehr schnell auch eine politische Komponente bekommt. Gerade in außereuropäischen Kulturen werden die bisherigen Helden bei einem Regimewechsel oft zu ungeliebten Figuren, die aus der Erinnerung des Volkes gelöscht werden sollen. So wandelt sich der Inhalt der Gedenkkultur häufig, und eine objektive Aufarbeitung der Geschehnisse unterbleibt oft ganz.
Da die Erinnerung oft einem Völkermord oder der Verfolgung und Ausrottung einer Minderheit gewidmet ist, entsteht auch heute noch durch das Gedenken ein erhebliches Konfliktpotenzial, welches von politischer Brisanz ist. Die verfolgte Minderheit hat ihre eigenen Helden und Schurken, derer sie mit speziellen Ritualen gedenkt, die aber in den Augen der aktuellen Machthaber eher als Staatsfeinde betrachtet werden. So entsteht keine einheitliche nationale Gedenkkultur, sondern sie spaltet eher die Lager und verhindert eine Einigung und Aufarbeitung.
Beispiele für so eine spannungsgeladene Gedenkkultur im außereuropäischen Bereich sind in Afrika sicher der Völkermord in Ruanda oder in Namibia der Aufstand von Nama und Herero, auch die Verfolgung von Armeniern und Kurden in der Türkei reißt durch die nicht erfolgte Versöhnung immer wieder politische und gesellschaftliche Gräben auf. In Asien ist das Gedenken an Mao in China von nicht unerheblicher Brisanz, wird er doch längst von großen Teilen der Bevölkerung nicht als der strahlende Führer gesehen, als der er lange Zeit öffentlich dargestellt wurde.
Religiöse Aspekte in außereuropäischen Gedenkkulturen
Im westlichen und europäischen Kulturkreis ist Religion eher zur Privatsache geworden, so dass rein religiösen Figuren und Ereignissen nicht mehr öffentlich gedacht wird, es sei denn, sie hatten auch eine gesellschaftliche Bedeutung. In außereuropäischen Kulturkreisen sind die Gesellschaften oft noch viel stärker von den verschiedenen Religionen durchdrungen, so dass auch in der öffentlichen Gedenkkultur diesen religiösen Führern und Ereignissen gedacht wird. In Ländern mit nicht-christlichen Religionen sind die Führer der Nationen oder Volksgruppen zugleich auch religiöse Führer, so dass die Gedenkkulturen untrennbar auch mit den Religionen verbunden sind.
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