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Lebewesen sind sterblich

Lebewesen sind sterblich

Der Mensch ist wie jedes andere Lebewesen auch sterblich. Zwar träumt er seit Jahrtausenden den Traum von der Unsterblichkeit, aber bisher ist dieser Traum noch nicht Wirklichkeit geworden, wir sind und bleiben sterblich. Und es ist sehr fragwürdig, ob die Erfüllung dieses Traumes wirklich ein Segen oder nicht vielmehr ein Fluch wäre. Denn das Bewusstsein, das wir alle sterblich sind,also der eigenen Sterblichkeit kann dem Leben eine Qualität verleihen, die eine hypothetische Unsterblichkeit nie ermöglichen würde. Besser ist es, das Sterben als Teil menschlicher Kultur zu begreifen. In unserer Kultur gehört der Tod zu vergessenen Themen im Alltag.

Moderne Fantasien der Unsterblichkeit

Sieht man sich die aktuellen Bestseller im Buchbereich und Blockbuster im Filmbereich an, so gibt es darunter viele im Bereich Science-Fiction und Fantasy, die mit der Idee der Unsterblichkeit oder zumindest extremen Langlebigkeit spielen. Die Protagonisten haben entweder durch eine Verwandlung – durch den Biss eines Vampirs wurden sie selber in einen potenziell unsterblichen Vampir verwandelt – oder durch fortgeschrittene medizinische Techniken eine unbegrenzte oder Jahrhunderte währende Lebenserwartung erreicht. Auf den ersten Blick scheint diese Vorstellung für den Betrachter oder Lesung sehr verlockend zu sein. Der Tod hat seinen Stachel verloren, er ist besiegt und muss nicht mehr gefürchtet werden. Da für viele Menschen der Gedanke an den Tod sehr angstbehaftet ist, bieten diese Fantasien im ersten Moment einen großen Trost.

Kehrseite der Unsterblichkeit

Spielt man diese Fantasien jedoch konsequent durch, so gelangt man relativ schnell zu dem Schluss, dass die Evolution ihren Geschöpfen mit der Sterblichkeit keine Strafe auferlegt hat, sondern ihnen damit einen großen Gefallen tat. Denn wer unsterblich ist, verliert nicht nur den Sinn seines Lebens, sondern auch die Wertschätzung für die einzelnen großen und intensiven Momente des Lebens. Wenn man weiß, dass man vieles noch hunderte, ja tausende Male erleben kann, verliert man die Wertschätzung für einen einzigen kostbaren Moment. Alles wird im Angesicht der Unendlichkeit relativiert und damit auch bedeutungslos. Es fehlt der Sinn, es fehlt das Ziel, es fehlt die Antwort auf das Warum.

Sterblich sein als Geschenk des Lebens

Hat man sich hingegen bewusst gemacht, dass man sterblich ist und die Zeit, die man in dieser Lebensform verbringt, begrenzt ist, so gewinnt jeder Moment dieses endlichen Lebens ungemein an Wert und Intensität. Das Hier und Jetzt zählt, es kommt darauf an, wie man sich entscheidet, welche Spur man hinterlässt und welche Bereicherung man für das Leben anderer Menschen darstellt.

Es ist wichtig, was man tut und was man unterlässt, und das Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit, der Abschied vom Leben, kann Momente der Intensität erzeugen, um derentwillen sich das Leben absolut gelohnt hat. Das heißt: Bewusst leben und sterben bringt Frieden in die Gedanken. Und das Bewusstsein, dass am Ende des Lebens eine Form des Friedens und der inneren Ruhe wartet, ist eine befreiende Erkenntnis, die es leichter macht, die Unbill des Moments zu ertragen.

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