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Beiträge mit Tag ‘Sterben’

Wenn ein Mensch stirbt, so versagen nach und nach seine verschiedenen Lebenssysteme. Das Sterben ist kein punktuelles Ereignis, sondern ein Prozess in verschiedenen Sterbephasen, der eine gewisse Zeit benötigt, bis der vollständige biologische Tod eingetreten ist. Je nachdem, welches System zuerst komplett versagt, liegt ein unterschiedlich benannter Tod vor. So bezeichnet man das Versagen des Herz-Kreislaufsystems, den Kreislaufstillstand, als klinischen Tod im Gegensatz zum Hirntod, bei dem der Kreislauf noch funktionieren kann (wenn der Hirntod zum Beispiel durch eine schwere Kopfverletzung eingetreten ist), aber das Gehirn keine Funktionen mehr zeigt. Bei der Leichenschau stellt ein Arzt das Eintreten des Todes fest.

Kreislaufstillstand: der klinische Tod

Ein Kreislaufstillstand wird in großer Zahl durch einen Herzinfarkt oder starke Herzrhythmusstörungen verursacht, aber auch innere Erkrankungen oder ein Schlaganfall können zum Ausfall des Herz-Kreislaufsystems führen. Werden sofort entsprechende Maßnahmen ergriffen, bei denen Herz und Lunge wieder belebt werden, so ist dieser Zustand potenziell reversibel und der endgültige biologische Tod muss nicht eintreten. Allerdings müssen diese Maßnahmen binnen weniger Minuten ergriffen werden, weil ansonsten in der Regel als Folge des Kreislaufstillstands durch eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen der Hirntod eintritt, bei dem das Gehirn irreversibel geschädigt ist.

Anzeichen für den klinischen Tod

Nach allgemeiner Auffassung gibt es einige als sicher angesehene Zeichen, die auftreten, wenn ein Mensch einen Kreislaufstillstand erlitten hat. Dazu gehören, wenn in den großen Arterien kein Puls mehr festzustellen ist, eine nach wenigen Sekunden eintretende Schnappatmung, die bei einem Herzstillstand binnen Sekunden eintritt, sowie völliger Atemstillstand, der meistens innerhalb knapp einer Minute auftritt. Zudem fällt der Mensch bei einem Kreislaufstillstand ebenfalls nach wenigen Sekunden in Bewusstlosigkeit.

Weitere Symptome, die auf einen Kreislaufstillstand hindeuten können, sind Krämpfe, das Fehlen von Reflexen, erweiterte Pupillen sowie eine Verfärbung der Haut in Richtung einer graublauen Tönung, die auf eine Zyanose – die Unterversorgung mit Sauerstoff – hindeutet.

Zeitpunkt des klinischen Todes

Der klinische Tod wird erst dann als sicher angesehen, wenn davon auszugehen ist, dass der Prozess des Kreislaufstillstands irreversibel (Reanimationsmaßnahmen greifen nicht mehr) geworden ist und so auch zum Hirntod geführt hat. Die Zeit bis zum Hirntod eines Menschen ist jedoch variabel, so dass geraten wird, in jedem Fall erst einmal geeignete Reanimationsmaßnahmen wie eine Herzmassage, eine Beatmung oder den Einsatz eines Defibrillators zu ergreifen.

Erst wenn diese Maßnahmen keinerlei Wirkung zeigen, kann von einem klinischen Tod ausgegangen werden, der jedoch noch nicht zur Ausstellung eines Totenscheines ausreicht. Erst die so genannten sicheren Todeszeichen wie die Totenstarre oder Leichenflecken berechtigen einen Arzt, den Totenschein auszustellen. Angst muss man nicht vor einer Leiche haben, denn bei der Mär um das sogenannte Leichengift handelt es sich um ein hartnäckiges Gerücht.

Der Tod ist ein untrennbarer Bestandteil jeglichen Lebens, denn bisher hat die Menschheit noch kein Mittel gefunden, ihn endgültig zu überwinden. Viele Menschen haben jedoch eine so große Angst vor dem Tod, dass sie das Thema des Sterbens verdrängen und den Tod zum Tabu erklären, dabei ist dies ein Teil der menschlichen Kultur. 

Die typischen „Verdränger“ stürzen sich dabei in eine Vielfalt von Aktivitäten und Ablenkungen, um keinesfalls mit der eigenen Sterblichkeit konfrontiert zu werden. An dieser Stelle empfehlen wir den Filmbeitrag „Ente Tod und Tulpe„, denn hier wird sehr anschaulich erklärt, dass der Tod nicht unser Feind, sondern sogar ein Freund sein kann. Durch diesen Mechanismus wird man leider auch unempfindlich gegen das Leid der Anderen.

Flucht statt Ehrlichkeit

Diese Flucht vor dem Thema führt oft dazu, dass die Menschen auch weitere für sie unangenehme Themen ausblenden und ihren Geist ständig so beschäftigen, dass ein bewusstes Leben und Nachdenken gar nicht mehr möglich wird. Und die Welt bietet auch heutzutage so viel Ablenkung, dass eine bewusste Auseinandersetzung mit dem Leben und im Sterben sehr leicht verhindert werden kann.

Diese Verdrängungsstrategie mag auf den ersten Blick etliche unangenehme Momente und Erkenntnisse verhindern, wirkt sich aber umso schlimmer aus, wenn im Umfeld dieser Menschen ein Todesfall eintritt. Vor diesem können sie die Augen nicht mehr verschließen, aber sie haben keinerlei Strategien, wie sie mit Tod und Trauer umgehen sollen. Dabei sind gerade dies die wichtigsten Momente im Leben und ein Beistand oder auch zumindest ein Mitgefühl in dieser Situation ist unausweichlich.

Bewusstes Leben und Sterben

Ein bewusstes Leben hingegen schließt auch ein, dass man sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst ist und sich mit der Frage nach dem Sterben und Tod eingehend auseinander setzt. Denn selbst wenn man auf die Frage, was nach dem Tod mit dem Menschen geschieht, keine eindeutige Antwort findet, so kann diese Beschäftigung dennoch zu einer friedvollen Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit führen und einen mit der Tatsache aussöhnen, dass man sterben wird, denn Leben und Sterben liegen nahe beieinander.

Die ehrliche Konfrontation mit dieser Tatsache verringert oft die Angst vor dem Tod im Alltag und führt zugleich dazu, dass man das Leben und seine kostbaren Momente noch mehr schätzt und ganz bewusst intensiver genießt. Ein bewusstes Leben erleichtert daher den Umgang mit dem Tod und dem Sterben, weil man die Zeiten des gemeinsamen Lebens intensiv genutzt und genossen hat und es keinen Grund zum Bedauern von verpassten Gelegenheiten gibt.

Viele Menschen, die sehr bewusst leben und sich intensiv mit ihrer eigenen Sterblichkeit befasst haben, konstatieren sogar, dass sie keine Angst mehr vor dem Tod haben, sondern allenfalls den Prozess des Sterbens fürchten, sollte er mit Schmerzen und Pein verbunden sein. Daher treffen sie zu ihren Lebzeiten oft Verfügungen, die ihnen das Sterben erleichtern können, wie eine ausführliche Patientenverfügung, in der sie bestimmen können, ab wann man ihrem Leid ein Ende bereiten soll. Diese Maßnahmen erleichtern auch ihnen nahestehenden Menschen den Umgang mit dem Sterben, da sie sich selbst betreffende Entscheidungen schon zu Lebzeiten treffen und sie nicht ihren Familien aufbürden. Zudem gibt es auch die Palliative Pflege, welche das humane Sterben ohne Schmerzen ermöglicht.

Wenn ein Mensch und seine Familie erfahren, dass er – aufgrund einer schweren Krankheit – nicht mehr lange zu leben hat und sich auf seinen Tod vorbereiten sollte, so stellt dies eine ungeheuer belastende Situation für alle Beteiligten dar. Der Schock muss überwunden werden, dem Tod muss man ins Auge sehen und die Tatsache akzeptieren, dass der Verlust eines nahestehenden Menschen in naher Zukunft verkraftet werden muss.

Neben diesem schwierigen emotionalen Themen haben viele Familien aber auch noch mit ganz praktischen Problemen zu kämpfen. Ein kranker Mensch benötigt auch im Sterbeprozess bis zu seinem Tod eine angemessene Pflege und Versorgung, die jedoch aufgrund der modernen Lebens- und Wohnsituation oft von der Familie selbst nicht geleistet werden kann. Ein normales Krankenhaus ist ebenfalls nicht auf eine umfassende Sterbebegleitung eingerichtet, wenn es keine Palliativstation hat, sondern kann schwer kranke und sterbende Menschen nur der seelenlosen Intensivstation überantworten. Zu empfehlen ist im Zusammenhang auch eine Radiosendung des Deutschlandfunks zum Thema Sterben und Tod.

Hospize für die letzten Schritte aus dem Leben

Seit Mitte der achtziger Jahre gibt es in Deutschland eine Alternative zur Intensivstation im Krankenhaus oder zu normalen Pflegeeinrichtungen. Aus England hat man das Konzept des Hospizes übernommen, welches im Normalfall eine stationäre Einrichtung zum Sterben begleiten ist. Derzeit verfügt Deutschland über 179 stationäre Hospize, die meistens nur wenige Betten haben, um eine umfassende und intensive Sterbebegleitung sicherstellen zu können. Das gleiche Konzept verfolgen die 231 Palliativstationen in verschiedenen Krankenhäusern. Darüber hinaus gibt es über 1500 ambulante Hospizdienste, die die Sterbebegleitung vor Ort im Heim des sterbenden Menschen vornehmen.

Philosophie der Hospize

In einem Hospiz stehen die Bedürfnisse des sterbenden Menschen und seiner Angehörigen im Vordergrund, um ihnen ein würdevolles Abschiednehmen mit intensiver emotionaler Begleitung zu ermöglichen. Die medizinische Versorgung wird umfassend vorgenommen, allerdings ist die Zielsetzung dabei nicht wie in einem normalen Krankenhaus eine Heilung des erkrankten Menschen oder Lebensverlängerung um jeden Preis, sondern der palliative Ansatz will dem Sterbenden bis zum Schluss eine größtmögliche Lebensqualität sowie Schmerzfreiheit verschaffen.

Die Hospize verfolgen jedoch nicht nur einen rein medizinischen Ansatz, sondern sie möchten eine ganzheitliche Sterbe- und Trauerbegleitung anbieten. Dabei orientieren sich die Hospize an einigen grundlegenden Qualitätskriterien. Neben der palliativen Versorgung (möglichst lange Erhaltung der Lebensqualität) dreht sich alles um die Bedürfnisse des kranken Menschen und seiner Angehörigen, diese stehen im Zentrum des Hospizdienstes. Die Angehörigen können bei Bedarf Tag und Nacht bei dem Sterbenden verweilen, dafür bieten die Hospize oft Schlafgelegenheiten und Aufenthaltsräume für Gäste an.

Das Hospiz bietet dabei Unterstützung mit palliativer Versorgung für Sterbende und deren Angehörige an, die durch ein interdisziplinäres Team an Fachkräften aus dem medizinischen Bereich, Trauerbegleitern, Psychologen und Seelsorger erfolgt. In diese Sterbe- und Trauerbegleitung können zudem noch freiwillige Begleiter einbezogen werden. So wird gewährleistet, dass ein unheilbarer Kranker in seiner letzten Lebensphase respektvoll, kompetent und umfassend betreut wird und ihm das Sterben durch die Nähe zu ihm nahestehenden Menschen bedeutend erleichtert wird.

Auf diese Weise kann der Tod als natürlicher Prozess wieder in das Leben integriert werden und muss nicht mehr einsam und isoliert erlitten werden. Die letzten Momente intensiver Nähe und eines bewussten Abschieds schenken sowohl dem sterbenden Menschen als auch seiner Familie und seinen Freunden einen großen Trost, da sie spüren, dass sie auch im Tod von Liebe umgeben sind.

Die Träger von Hospizen und Hospizdiensten sind sehr oft gemeinnützige Vereine, es existieren aber auch Stiftungen oder von Kirchen getragene Sterbehäuser. Manche Hospize haben eigene Ärzte, andere wiederum überlassen es dem Kranken, seinen Arzt auszuwählen, so dass er bis zum Schluss seinen vertrauten medizinischen Berater behalten kann.

Kostenträger für einen Hospizaufenthalt

Als Leistungserbringer des Gesundheitswesens werden Hospize und ambulante Hospizdienste zu einem großen Teil über Krankenkassen finanziert. Seit August 2009 übernehmen die Kassen 90 Prozent des Tagespflegesatzes, die restlichen zehn Prozent müssen die Hospize selbst aufbringen. Dies geschieht größtenteils durch Spendengelder, die auch dazu verwendet werden, den Hospizaufenthalt von Menschen ohne Krankenversicherung zu finanzieren.

Schwerstkranke und sterbende Menschen haben besondere Bedürfnisse, denen oft nur schwer Rechnung getragen werden kann. Die Krankenhäuser sind auf eine umfassende und humane Sterbebegleitung nicht eingestellt, und die Versorgung schwer kranker Menschen im häuslichen Umfeld durch Familienangehörige ist oft ebenfalls nicht möglich.

Seit Ende der achtziger Jahre gibt es in Deutschland Hospize und Palliativeinrichtungen, die sich genau dieser Sterbebegleitung widmen. Die Mitarbeiter der Einrichtungen haben es sich zur Aufgabe gemacht, den schwerstkranken und sterbende Menschen ein Abschiednehmen in Würde und in der Runde ihrer Familienangehörigen zu ermöglichen. Dabei werden neben den körperlichen Bedürfnissen auch die spirituellen, psychischen und sozialen Bedürfnisse berücksichtigt.

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V.

Gegründet im Jahr 1992 vertritt der Verband die Belange von Menschen, die schwerstkrank sind und ihrem Lebensende entgegensehen. Der Verband agiert als Interessensvertretung der Hospizbewegung und seiner zahlreichen Hospize und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Er sieht sich als Partner des Gesundheitswesens und der Politik, wenn es um Themen geht, die schwerstkranke und sterbende Menschen betreffen.

Der Verband möchte dabei den oft tabuisierten Tod wieder als Teil des Lebens bewusst machen, ihn wieder in das Leben integrieren und so ein würdiges Sterben möglich machen. Daher ist es dem Verband ein Anliegen, die Hospizidee gesellschaftlich zu verankern und zu verbreiten. Im Zusammenhang damit setzt er sich dafür ein, die Versorgung in Deutschland mit Hospizen und Palliativeinrichtungen flächendeckend auszuweiten.

Da das Sterben und das Abschiednehmen in Würde das große Anliegen des Verbandes ist, setzt er sich dafür ein, dass die Palliativeinrichtungen und Unterstützungsleistungen für sterbende und schwerstkranke Menschen dafür sorgen, dass die Patienten so lange wie möglich ihre Autonomie aufrecht erhalten können, sie möglichst schmerzfrei sind und die Angehörigen und nahestehende Freunde sie beim Sterbeprozess begleiten können und ihnen so Geborgenheit und Nähe schenken können. 

Als Dachverband verschiedener Hospizinitiativen und Palliativeinrichtungen bietet der Verband den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern die Möglichkeit, sich zu vernetzen. So kann ein Austausch zwischen den verschiedenen Einrichtungen stattfinden, und die Forschung im Bereich der Sterbebegleitung und der Palliativmedizin wird unterstützt. Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband widmet sich ebenfalls den Themen Qualität und Qualitätssicherung bei den zahlreichen Hospizen und Palliativeinrichtungen. In Zusammenarbeit mit anderen Fachverbänden werden Qualitätsstandards definiert, die eine optimale stationäre oder ambulante Versorgung gewährleisten sollen. Der Verband unterstützt die Lebenshilfe bis zum Tod und setzt sich dafür ein, dass auch weiterhin Ärzte nicht auf Verlangen der Patienten bei einem Suizid behilflich sein dürfen. Er vertritt die Meinung, dass solch ein Ansinnen meist nur dann gestellt wird, wenn die Menschen sich beim Sterben allein gelassen fühlen.

Die meisten Menschen lieben das Leben und genießen es daher auch jeden Tag in vollen Zügen. Deshalb steht das Streben nach Gesundheit in der Regel im Vordergrund. Viele Menschen fürchten sich gar vor dem Sterben und könnten sich niemals vorstellen, selbst Hand anzulegen und ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die Selbsttötung – der Suizid oder auch Selbstmord – wird deshalb als etwas Ungewöhnliches und für Gläubige auch als Sündhaftes angesehen.

Warum wählt ein Mensch den Freitod?

Das kann viele ganz unterschiedliche Gründe haben. Häufig nennen Ärzte und Wissenschaftler die Depression oder auch eine unüberwindbare Verzweiflung für Selbstmordgedanken. Erschreckend ist, dass viele junge Menschen Suizidversuche hinter sich haben, die mehr oder weniger erfolgreich verlaufen sind. Bei vollem Bewusstsein und aus freiem Willen seinem Leben ein Ende zu setzen – wie verzweifelt muss ein Mensch dabei sein?

Glaubt man den Wissenschaftlern, ist die Suizidrate in Deutschland rückläufig. Scheinbar greifen die Mittel zur Suizidprävention und dennoch ist jeder Fall einer zu viel. Hinterbliebene erleiden durch einen zumeist plötzlichen Suizid einen Schock und verdrängen daher den Todesfallgrund. Eine Verdrängung erschwert jedoch die Trauerbewältigung enorm. Für Christen ist diese Problematik besonders schwer zu tragen, denn es gilt als schwere Sünde Selbstmord zu begehen.

Suizidprävention und Sterbehilfe

Kann ein Suizidforum eine wirksame Suizidhilfe leisten und helfen oder ist das eher kontraproduktiv? Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention e.V. bezieht zu diesen und weiteren Themen ganz klar Stellung. Es ist empfehlenswert, sich mit den erwähnten fundierten Berichten auseinanderzusetzen. Lesen Sie hierzu auch die Suizidprogramme der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

Suizid bei unheilbaren Krankheiten

Gesellschaftlich schon eher geduldet sind Selbstmordgedanken bei unheilbar kranken Menschen. Viele Menschen verstehen: Sterben kann in einem solchen Fall auch Erlösung sein. In unseren Nachbarländern, z.B. der Schweiz wird sogar aktive Sterbehilfe durch Ärzte geleistet. In Deutschland ist dies – trotz des Wunsches vieler Schwerkranker – nicht möglich ohne Strafverfolgung.

Viele Diskussionen finden zu diesem Thema in unserer Gesellschaft statt, die mitunter kontrovers und sehr leidenschaftlich geführt werden. Jeder einzelne Standpunkt muss hierbei respektiert werden, doch eines ist klar:

Jeder Mensch sollte in Würde sterben können, dafür muss sich die gesamte Gesellschaft einsetzen.

Sterben ist ein ganz natürlicher Prozess – und doch wird diese Phase, wenn sich das Leben dem Ende zuneigt, in der heutigen Zeit oft ausgeblendet und aus dem Alltag ausgeklammert. Für alte Menschen mag es etwas leichter sein sich damit anzufreunden, da sie mit vielen Beschwerden kämpfen müssen als Junge, die vermeintlich das ganze Leben noch vor sich haben. Hinzu kommt: Man hat Angst vor der eigenen Vergänglichkeit, man fürchtet, dass nach dem Tode nur das Nichts wartet, und selbst gläubige Menschen mit einer Vorstellung von einem Leben nach dem Tod fürchten ihn nichtsdestotrotz. Die Vorstellung, nicht mehr bei seinen Lieben zu sein ist schwer, sehr schwer sogar, da gibt es nichts zu beschönigen. Das alles ist sehr verständlich; aber gerade deshalb ist es wichtig, sich schon rechtzeitig mit dem Thema zu beschäftigen und sich angemessen darauf vorzubereiten.

Begleitung Sterbender als menschlicher Trost und Geborgenheit

Wenn ein Familienmitglied schwer erkrankt und keine Aussicht auf Heilung besteht oder wenn ein älterer Angehöriger sich dem Ende seiner Lebensspanne nähert, ist es ein Gebot der Menschlichkeit, die sterbenden Angehörigen bis zum Schluss zu begleiten. Für dem Sterbenden nahe stehenden Familienmitglieder ist es meist ein ungeheurer Trost, bis zu ihrem Ende die Liebe und die Anteilnahme ihrer Angehörigen zu spüren und zu wissen, dass sie bis zu ihrem letzten Atemzug nicht allein sind. Natürlich ist es nicht so leicht, dem Sterben eines geliebten Menschen beizuwohnen – das ist sicher mit ein Grund, warum heutzutage viele Menschen unter Fremden in Krankenhäusern und Hospizen sehr einsam sterben. Es ist sicher ein großes Opfer, das den Angehörigen, Partnern und Freunden im Namen der Liebe abverlangt wird, aber die Sterbebegleitung bietet auch die große Chance, einen würdevollen und liebevollen Abschied vom geliebten Menschen zu nehmen. Viele Angehörige haben diese Zeit als einerseits sehr schmerzlich, aber auch als ungeheuer wertvoll in Erinnerung, geprägt von einer innigen Verbundenheit und großen Intensität.

Sich selbst auf das Ende vorbereiten

Wenn man selbst betroffen ist von einer Krankheit oder einem Unfall, bei dem keine Hoffnung auf Heilung mehr besteht, ist es sehr erfüllend – sofern noch die Kraft dazu besteht – , unabgeschlossene Dinge zu Ende zu bringen und letzte Wünsche in die Tat umzusetzen. Es kann sehr zum seelischen Frieden beitragen Differenzen zu beenden und anderen zu verzeihen oder selbst um Verzeihung zu bitten. Die innere Gewissheit, unerledigte oder offene Themen (sachliche und emotionale) noch abgeschlossen zu haben, macht es viel leichter, dem eigenen Ende entgegenzusehen und sich in den letzten Wochen, Tagen oder Stunden im Einklang mit sich und der Welt von ihr und seinen Lieben zu verabschieden. So erlauben auch die letzten Tage und Stunden im Leben eines Menschen noch Momente stillen Glücks und sanfter Heiterkeit, die als unvergessliche Erinnerung in den Herzen der Angehörigen fortdauern werden.

Das Thema Sterbehilfe ist nicht nur ein sehr sensibles Thema, sondern auch ein heiß diskutiertes. Nicht alle Länder behandeln das Thema Sterbehilfe gleich. So gibt es in Deutschland andere Bestimmungen wie beispielsweise in Holland oder in der Schweiz. Zum Thema „Sterbehilfen gesetzeskonform ermöglichen?“ gibt es recht unterschiedliche Meinungen. Das wird auch jeder bereits gespürt haben, auch wenn er nicht direkt von diesem Thema betroffen war. Denn oftmals wird auch im Freundeskreis über Patientenvollmacht und Patientenverfügung diskutiert und auch Sterbehilfe ist dabei oftmals Gegenstand der Diskussion.

Begriffliche Unterscheidungen bei Sterbehilfe und Sterbebegleitung

Gerade, weil das Thema Sterbehilfe ein sehr sensibles Thema ist, sollte man grundlegende begriffliche Unterscheidungen vornehmen. Denn das Wort „Sterbehilfe“ kann sowohl im Sinne von Sterbebegleitung (bsp. in einem Hospiz) gemeint sein als auch im Sinne von aktiver Hilfe zum Sterben leisten. Erlaubt ist die Unterstützung Sterbender durch Zuwendung, Pflege und die Verabreichung notwendiger Medikamente. Aktive Sterbehilfe, die das Töten eines Menschen einschließt, ist in Deutschland grundsätzlich verboten. In welchem Rahmen Sterbehilfe geleistet werden darf, ist sehr umstritten. Es gibt ein Urteil des Bundesgerichtshofes vom 25. Juni 2010 (2StR 454/09), das sich mit Sterbehilfe beschäftigt und das für einigen Zündstoff in der Diskussion um Sterbehilfe sorgte. Denn hier wurde entschieden, dass der Abbruch lebenserhaltender Behandlung auf der Grundlage des Patientenwillens nicht strafbar ist.

Unterschiede der Sterbehilfe

Geht es um das Thema „Hilfe zum Sterben“, dann wird oftmals heiß diskutiert, allerdings geht es häufig nicht nur um verschiedene Ansichten zum Thema, sondern auch um verschiedene Formen. Um das Thema sachlich behandeln zu können, sollte man zunächst einmal die verschiedenen Formen der Sterbehilfe genauer betrachten. So gibt es zum einen die passive Sterbehilfe, die den Verzicht auf lebensverlängernde Maßnahmen einschließt. Zum anderen die indirekte Sterbehilfe, die eine schmerzlindernde Behandlung erlaubt, aber dabei ein Lebensverkürzungsrisiko, nicht intendiert, in Kauf nimmt. Die Hilfeleistung zur Selbsttötung oder Beihilfe zur Selbsttötung ist wieder ein anderer Bereich der Sterbehilfe. Hierbei geht es zum Beispiel um die Beschaffung eines tödlichen Medikamentes. Unter dem Begriff aktive Sterbehilfe wird in der Regel die Herbeiführung und die aktive Beschleunigung des Todes zusammengefasst, bei der der Tod nicht nur in Kauf genommen, sondern letzten Endes beabsichtigt ist.

Eine Wertung an dieser Stelle erfolgt weder moralisch noch juristisch. Geht es allerdings um das Thema Sterbehilfe, wie es die meisten Menschen wohl verstehen, ist meist die aktive Sterbehilfe gemeint. Hier können nur Juristen und Ärzte Auskunft geben, wann die Beihilfe zur Selbsttötung straflos ist und wann eine Straftat vorliegt.

Die meisten Menschen denken nicht viel über den Tod nach und nehmen die Tatsache, dass sie leben und sich womöglich guter Gesundheit erfreuen, quasi als selbstverständlich hin. Über den Tod als Bestandteil des Lebenszyklus denken sie lieber nicht nach, ist er doch für sehr viele Menschen ein Angst auslösendes Thema. Wer jedoch jemals plötzlich einen Angehörigen durch einen Unfall oder eine überraschende Krankheit wie einen tödlichen Herzanfall verloren hat, muss sich schmerzlich bewusst machen, dass Leben und Sterben nahe beieinander liegen und der Tod zu jedem Zeitpunkt die fordernde Hand ausstrecken kann.

Der Traum von der Unsterblichkeit

In vielen Romanen wird er thematisiert, viele Philosophen haben ihn durchleuchtet, den Traum von der Unsterblichkeit. Damit wäre der Feind des Lebens besiegt, der Mensch wäre endgültig frei von der Knechtschaft des Todes. Interessanterweise kommen nicht nur die meisten Philosophen, sondern auch die meisten Autoren der Belletristik zu dem Schluss, dass dieser Traum von der Unsterblichkeit wohl eher ein Alptraum wäre, von dem man sich wünschen würde, er würde nie in Erfüllung gehen. Die Konsequenzen eines ewigen Lebens wären für den menschlichen Geist, der darauf nicht eingerichtet ist, wohl eher furchtbar. Viele alte oder sehr alte Menschen geben an, dass sie nach einem reichen und erfüllten Leben sich den eigenen Tod sogar herbeiwünschen und sich nach der ewigen Ruhe sehnen. Irgendwann gibt es keine unerfüllten Bedürfnisse mehr, der Lebenskrug ist voll, und sie empfinden das als richtigen Zeitpunkt und als natürlich, diese Welt zu verlassen. In manchen Naturvölkern gab und gibt es den Brauch, dass alte Menschen, die ihre Zeit gekommen sehen, sich zu einem friedvollen Sterben an geheiligte Plätze begeben und sich dort ihrem jeweiligen Schöpfer überantworten.

Das Leben ist kostbar

Da Leben und Streben so nah beieinander liegen und man nie weiß, wann der Zeitpunkt gekommen ist, fordern schon seit langer Zeit die Denker und Dichter aller Kulturen, diese Möglichkeit des Sterbens nicht zu verdrängen, sondern sich ganz bewusst damit zu beschäftigen. Daraus folgert auch, dass man sein Leben ebenso bewusst gestalten, führen und genießen sollte, als könne jeder Tag der letzte sein. Dass soll nicht bedeuten, dass man keine langfristigen Pläne macht oder Vorsorge trifft, sondern nur, dass man jeden Moment des Lebens bewusst erleben sollte und wichtige Dinge nicht auf ein Später verschiebt, das es womöglich nicht mehr geben wird. Es ist nicht sehr sinnvoll, Familienglück und Lebensfreude auf die Zeit nach der Pensionierung zu verschieben, wenn einen womöglich zwei Tage nach diesem ersehnten Datum der Herzinfarkt des Workaholics dahinrafft.

Menschenwürdig sterben ohne Maschinen ist wohl der Wunsch eines jeden Menschen.

Themen wie Sterbebegleitung, Sterbehilfe und Beihilfe zur Selbsttötung werden immer wieder diskutiert. Doch um was geht es eigentlich, wenn man vom „Sterben in Würde“ spricht?

Familien gestern und heute

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Lebensalter, nicht immer bei guter Gesundheit. Familienverbände, wie sie früher üblich waren, existieren heute vielfach nicht mehr. Früher wohnten einige Generationen und einem Dach. Die Jungen halfen den Alten, die Alten kümmerten sich um die Jungen. Jeder erfüllte die Aufgabe, die er am besten erfüllen konnte. Fiel jemand wegen Krankheit aus, so waren andere Familienmitglieder da, um einzuspringen und zu helfen. Heute brechen immer mehr Familien auseinander, das Singleleben wird von zahlreichen Menschen bevorzugt und feste Bindungen sind nicht mehr so gefragt. Das liegt allerdings zum Teil auch an den Arbeitsbedingungen, die sich im Laufe der Zeit sehr gewandelt haben. Heute müssen viele Menschen ihre Heimat verlassen, um Arbeit zu finden. Der Mehr-Generationen-Haushalt bricht damit immer mehr auseinander. Umso wichtiger ist es, eine Lebensbegleitung für die letzte Lebensphase zu finden, die menschenwürdig und selbstbestimmt ist.

Sterbebegleitung wird immer wichtiger

Die meisten Menschen hegen den Wunsch, zuhause in ihrer vertrauten Umgebung zu sterben. Doch die wenigsten können sich diesen Wunsch erfüllen. Denn die Realität sieht leider anders aus. Krankenhaus oder Pflegeheim – so heißt oft die letzte Station des Lebens. Angehörige sind dann häufig überfordert. Sei es mit der Pflege oder der Sterbebegleitung. Das liegt nicht daran, dass sich Angehörige nicht um ihre älteren Familienmitglieder kümmern wollen, sondern dass sie es oftmals gar nicht können. Sei es, weil sie aus beruflichen Gründen wenig Zeit haben, weil sie in großer Entfernung wohnen oder weil sie schlichtweg nicht wissen, wie sie mit dem kranken Menschen umgehen sollen. Sehr viele Menschen haben Berührungsängste mit Älteren oder Kranken. Sie sind unsicher im Umgang mit ihnen und wollen nichts falsch machen. Auf Krankenhäuser und Pflegeheime kommt daher zunehmend die Aufgabe zu, innerhalb ihrer Einrichtungen die Bedingungen für ein würdevolles Sterben zu schaffen.

Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht

Im Sinne der Selbstbestimmung sollte man in gesunden Tagen für später vorsorgen. Dazu stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. In der Patientenverfügung, auch als Patiententestament bezeichnet, werden die persönlichen Wünsche bezüglich der medizinischen Behandlung bzw. Nicht-Behandlung bei einer aussichtslosen Erkrankung niedergeschrieben. Hierbei geht es auch um die letzte Lebensphase. Wer menschenwürdig ohne Maschinen sterben will, der sollte in jedem Fall eine Patientenverfügung in Betracht ziehen. Wird einmal eine Betreuung notwendig, dann wird der Betreuer, der dieses Amt übernehmen soll, in der Betreuungsverfügung benannt. Im Gegensatz zu einem Betreuer, der vom Vormundschaftsgericht bestellt werden muss, kann eine Person des eigenen Vertrauens bei einer Vorsorgevollmacht als Bevollmächtigter eingesetzt werden. Es ist empfehlenswert, sich vorab genau über die einzelnen Details bei Patientenverfügung, Betreuungsverfügung sowie die Vorsorgevollmacht zu informieren.

Der Umgang mit dem Sterben und dem Tod ist für viele Menschen immer noch ein Tabuthema. Wer in der Blüte seines Lebens steht, möchte sich nicht mit den Gedanken an das Ende beschäftigen. Je älter der Mensch wird, desto mehr drängen auch diese Gedanken in den Vordergrund – Krankheit, Alter, Sterben.

Da es heute immer weniger Familien gibt, in denen die Generationen unter einem Dach leben, wird das Thema Sterbebegleitung im Hospiz immer wichtiger. Denn zunehmend mehr Menschen haben niemanden mehr, der sie pflegen könnte. Vor allem bei einer Betreuung rund um die Uhr wissen viele Familien nicht, wie sie diese Belastung neben ihrer täglichen Arbeit überstehen sollen.

Sterbebegleitung wird in Hospizen angeboten

Wenn die Pflege und Sterbebegleitung zu Hause nicht mehr möglich ist, übernehmen Hospize diese Aufgaben. Hospize sind keine Erfindung der Neuzeit, ihre Geschichte reicht bis zum Beginn des Christentums im Römischen Reich zurück. Die Deutsche Hospiz Stiftung wurde im Jahre 1995 gegründet. Sie ist eine Patientenschutzorganisation für Schwerstkranke und Sterbende. Daher nennt sie sich heute (ab 2009) Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung. Damit sie ihre Unabhängigkeit wahrt, betreibt die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung selbst keine Hospizeinrichtungen. In Deutschland gab es im Jahre 2007 rund 150 stationäre Hospize und 1450 ambulante Hospizdienste. Das erste Kinderhospiz in Deutschland wurde 1998 gegründet. Unter dem Begriff „Hospiz“ wird heute ein umfassendes Konzept verstanden. Die Betreuung sterbenskranker Menschen kann ambulant, aber auch stationär erfolgen. So können Menschen in ihrer letzten Lebensphase in ihrer häuslichen Umgebung bleiben und werden durch Besuchsdienste betreut. Ebenso ist die Betreuung in stationären Hospizen möglich.

Urlaubsbetreuung im Hospiz

Ein Platz im Hospiz kann auch dann in Frage kommen, wenn die Menschen, die sich ansonsten jeden Tag um den schwerkranken Patienten kümmern, einmal eine Ruhe- und Erholungspause benötigen. Für eine Woche, zwei Wochen oder auch für länger werden Menschen im Hospiz aufgenommen, damit sich die Eltern oder die Familienangehörigen in dieser Zeit erholen können. Das ist deshalb sinnvoll, weil jeder Mensch einmal eine Pause braucht. Auch seelisch hilft diese Zeit den Betreuenden, einmal wieder aufzutanken. Für die schwerkranken Menschen wird in dieser Zeit gut im Hospiz gesorgt. So müssen sich die Betreuer keinerlei Sorgen machen und können die freie Zeit nach Belieben gestalten.

Änderung des Betäubungsmittelrechts

Ob die geplante Änderung des Betäubungsmittelgesetzes aus Sicht der Hospize ausreicht oder welche Nachbesserungen es geben müsste, darüber informiert die Webseite der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung. Auch andere Fragen zu Hospizen und Sterbebegleitung werden hier beantwortet.